Wichtige Merkmale bei der Auswahl einer Vintage-Uhr

Der Kauf einer Vintage-Uhr ist nicht nur eine Investition in einen Zeitmesser, sondern auch in Geschichte, Stil und Handwerkskunst. Um dabei die richtige Wahl zu treffen, sollten folgende Punkte beachtet werden:

Gehäuse

Das Gehäuse einer Vintage-Uhr ist nicht nur ein funktionaler Bestandteil, der das Uhrwerk schützt, sondern auch ein entscheidendes Element für den Wert und die Authentizität eines Stücks. Ein gut erhaltenes, originales Gehäuse kann den Wert einer Uhr erheblich steigern, während ein beschädigtes oder restauriertes Gehäuse den Wert stark mindern kann. Wer beim Kauf auf das Gehäuse achtet, trifft eine wichtige Entscheidung über die Zukunft seiner Sammlung.

In diesem Abschnitt erklären wir, auf welche Details du beim Gehäuse einer Vintage-Uhr achten solltest, um sicherzustellen, dass du eine wertvolle Uhr kaufst und kein Geld in ein minderwertiges Stück investierst.


Originalität des Gehäuses

Eines der wichtigsten Merkmale beim Kauf einer Vintage-Uhr ist die Originalität des Gehäuses. Uhrengehäuse werden mit der Zeit durch das Tragen und den Kontakt mit verschiedenen Elementen abgenutzt. Aber nicht jedes Gehäuse, das „gebraucht“ aussieht, ist automatisch ein wertvoller Vintage-Treasure. Die Uhr muss in ihrem ursprünglichen Zustand bleiben, um ihren wahren Wert zu bewahren.

Worauf du achten solltest:

Dugena Vintage Taucheruhr
  • Polierung: Gehäuse werden oft poliert, um Kratzer zu entfernen, was jedoch die Originalformen und -konturen des Gehäuses verändern kann. Eine zu starke Polierung kann das Gehäuse stumpf und weniger scharf in den Kanten erscheinen lassen, was den Wert mindert. Sammler bevorzugen Uhren, deren Gehäuse nicht zu stark poliert wurden, da sie die ursprüngliche Form bewahren.
  • Veränderungen am Gehäuse: Wenn das Gehäuse nachträglich geändert wurde, z. B. durch das Anbringen eines neuen Bodens oder das Umarbeiten des Gehäuses, verliert es seinen Originalwert. Solche Änderungen können den Charme und die Sammlerwertigkeit einer Uhr verringern.
  • Verformte Gehäuse oder Hörner: Durch Stürze oder mechanische Beschädigungen kann es passieren, dass entweder die Hörner oder gar das Gehäuse eine Kaltverformung erleidet. Bei den Hörnern kann das sogar dazu führen, dass z. B. ein Uhrenarmband dann nicht mehr zwischen die Hörner passt. Am Gehäuse kann es dazu führen, dass neben der optischen Beeinträchtigung z. B. funktionale Elemente wie eine Lünette sich z. B. nicht mehr drehen lässt.

Tipp: Vermeide Uhren, bei denen du unsicher bist, ob das Gehäuse noch im Originalzustand ist. Suche immer nach Dokumentationen oder dem Wissen des Verkäufers, dass das Gehäuse authentisch und original ist.


Gehäusematerial

Vintage-Uhren werden aus verschiedenen Materialien hergestellt, und jedes Material hat seine eigenen Vor- und Nachteile, die den Wert beeinflussen können. Es gibt typische Gehäusematerialien, die für Sammler besonders wertvoll sind.

Wichtige Materialien und was du darüber wissen solltest:

  • Edelstahl: Uhrengehäuse aus Edelstahl sind die häufigsten, aber auch die begehrtesten. Sie sind robust, langlebig und bei vielen beliebten Marken wie Rolex oder Omega sehr häufig zu finden. Edelstahl hat mit der Zeit eine gewisse Patina entwickelt, die von Sammlern geschätzt wird.
  • Gold: Uhren mit Goldgehäusen (insbesondere 18 Karat oder 14 Karat) sind oft wertvoller, da Gold als Edelmetall geschätzt wird. Achte darauf, dass das Goldgehäuse keine schweren Abnutzungsspuren oder Kratzer hat, die den Wert mindern.
  • Platin: Platin ist ein selteneres und noch wertvolleres Material. Uhrengehäuse aus Platin sind nicht nur rar, sondern auch ein Zeichen von Luxus und hohem Wert.
  • Vermeide verbogene Gehäuse: Besonders bei Uhren aus weicheren Materialien wie 14-Karat-Gold oder Platin kann das Gehäuse leicht verbeulen oder verziehen. Diese Dellen oder Verformungen wirken sich negativ auf den Sammlerwert aus.

Tipp: Informiere dich über das Material, aus dem die Uhr besteht, und berücksichtige es bei der Bewertung des Preises. Uhren aus edlen Metallen wie Gold oder Platin sind nicht nur ästhetisch wertvoll, sondern auch eine Investition in den langfristigen Wert der Uhr.

Edelstahlgehäuse – robust, werthaltig, begehrt

Gehäuse aus Edelstahl gelten unter Sammlern als die hochwertigste und dauerhafteste Gehäusevariante bei Vintage-Armbanduhren. Besonders bei Sport-, Taucher- und Militäruhren war Edelstahl ab den 1950er-Jahren der bevorzugte Werkstoff. Im Vergleich zu veredelten oder beschichteten Varianten ist Edelstahl unempfindlich gegenüber Korrosion, Abrieb und Alterung – und lässt sich im Zweifel fachgerecht aufarbeiten, ohne seinen Charakter zu verlieren.

Der größte Vorteil: Edelstahlgehäuse zeigen selbst nach Jahrzehnten oft noch eine klare Form, definierte Kanten und ein stimmiges Oberflächenbild – vorausgesetzt, sie wurden nicht überpoliert oder stark beschädigt.

Worauf man achten sollte:

  • Sind die Kanten des Gehäuses noch scharf und originalgetreu?
  • Wurde das Gehäuse bereits (zu stark) poliert? → Weiche, „runde“ Formen deuten auf übermäßige Nachbearbeitung hin.
  • Sind die originalen Oberflächenbearbeitungen (z. B. Sonnenschliff, Bürstung, Mattierung) noch erhalten?
  • Gibt es tiefe Kratzer, Dellen oder Spuren von unsachgemäßer Öffnung?

Edelstahl lässt sich zwar aufarbeiten, doch gerade bei Sammlern zählt der Originalzustand oft mehr als der Hochglanz. Eine unpolierte Uhr mit ehrlicher Patina ist meist wertvoller als eine „aufbereitete“, bei der Konturen verloren gingen.

Hinweis für Sammler:
Achte auch auf Details wie originale Kronen, Gehäuseböden, Drücker und Bandanstöße – besonders bei verschraubten oder Monobloc-Gehäusen, wie sie etwa bei Omega, Longines oder Heuer zu finden sind. Auch die Gravuren auf dem Boden sollten möglichst erhalten sein.


Verchromte Gehäuse – glänzend, aber anfällig

Verchromte Gehäuse waren eine kostengünstige Alternative zum Edelstahl, besonders in den 1950er- bis 1970er-Jahren. Sie wirken auf den ersten Blick hochwertig – mit einem silbrig-glänzenden Finish –, bestehen jedoch meist aus Messing oder Zinkdruckguss, das mit einer dünnen Chromschicht überzogen wurde.

Itika "Poor Man`s Heuer
An den Kanten sieht man deutlich, dass die Verchromung abgetragen ist und das darunterliegende Messing zum Vorschein kommt.

Das Problem: Die Verchromung ist empfindlich gegenüber Stößen, Reibung und Feuchtigkeit. Sobald die Schicht beschädigt ist, beginnt das Trägermaterial zu oxidieren. Es zeigen sich dann matte Stellen, Abplatzungen oder grünliche Korrosionsspuren, insbesondere an Ecken, Bandanstößen oder rund um die Krone.

Worauf man achten sollte:

  • Ist die Verchromung vollständig oder gibt es sichtbare Abnutzungen?
  • Sind bereits Messing oder andere Metalle freigelegt?
  • Gibt es Anzeichen von Abplatzungen, Grünspan oder Blasenbildung?

Verchromte Gehäuse in sehr gutem Originalzustand sind selten und können bei attraktiven Modellen sammelwürdig sein – aber stark beschädigte Exemplare sind aus Sammlersicht meist uninteressant.


Vernickelte Gehäuse – einfach, aber charmant

Vernickelte Gehäuse wurden überwiegend bei günstigen Uhrenmodellen der 1930er- bis 1950er-Jahre verwendet. Ähnlich wie bei der Verchromung wird auch hier eine dünne Metallschicht – in diesem Fall Nickel – auf ein unedles Trägermaterial aufgebracht. Das Ergebnis ist ein silbrig-grauer, matter bis leicht glänzender Look.

Vernickelung ist weniger korrosionsbeständig als Chrom oder PVD, und so zeigen viele dieser Gehäuse im Alter deutliche Abnutzung. Besonders bei älteren Modellen ist die Vernickelung oft schon weitgehend verschwunden – was den Sammlerwert meist deutlich reduziert.

Worauf man achten sollte:

  • Wie gleichmäßig ist die Vernickelung noch vorhanden?
  • Gibt es sichtbaren Abrieb, Flecken oder Rost?
  • Ist das Gehäuse insgesamt stabil oder porös geworden?

Trotz der einfachen Machart können vernickelte Gehäuse bei bestimmten historischen Modellen interessant sein – insbesondere, wenn sie ungewöhnliche Designs oder original erhaltene Zifferblätter tragen.


Vergoldete Gehäuse – schön, aber empfindlich

Vergoldete Gehäuse waren besonders in den 1950er- bis 1970er-Jahren weit verbreitet. Die Beschichtung wurde dabei in der Regel galvanisch auf ein Trägermaterial – meist Messing – aufgebracht. Je nach Hersteller und Preissegment war die Goldschicht unterschiedlich dick, oft im Bereich von 5 bis 40 Mikron. Manche Hersteller kennzeichneten dies auf dem Gehäuseboden („20μ“, „Plaqué Or“, „gold plated“, gold filled etc.).

Während neue vergoldete Uhren oft sehr hochwertig wirken, zeigt sich bei Vintage-Modellen schnell ein Problem: Die Beschichtung nutzt sich mit der Zeit ab – besonders an den Kanten, den Bandanstößen, der Unterseite und rund um die Krone. Wenn die Goldschicht durchgerieben ist, kommt das Trägermaterial zum Vorschein. Es erscheint dann fleckig, grau oder grünlich – was den optischen Eindruck stark beeinträchtigt.

Worauf man achten sollte:

  • Wie stark ist die Vergoldung noch erhalten? Gleichmäßig oder bereits fleckig?
  • Sind Abriebstellen vorhanden, an denen das Messing durchscheint?
  • Gibt es Grünspan oder dunkle Oxidationsstellen auf freigelegtem Messing?

Auch wichtig: Die Vergoldung lässt sich kaum oder nur sehr schwer fachgerecht erneuern. Eine Nachvergoldung ist technisch zwar möglich, aber meist erkennbar – und aus Sammlersicht nur selten wertsteigernd.

Tipp für Sammler:
Ein vergoldetes Gehäuse in außergewöhnlich gutem Originalzustand kann durchaus sammelwürdig sein – besonders bei seltenen Modellen oder attraktiven Zifferblättern. Allerdings ist hier mehr Vorsicht geboten als bei Stahlgehäusen: Ein schönes Exemplar zu finden ist schwieriger, der Zustand entscheidender.

Unterschied: Gold Filled vs. Vergoldung mit 10–40 Mikron

Gold Filled“ ist eine hochwertige, mechanisch verbundene Goldauflage, bei der eine dicke Schicht echten Goldes (z. B. 10K) dauerhaft mit dem Trägermetall verbunden wird – meist durch Walzen oder Pressen. Der Goldanteil beträgt dabei mindestens 5 % des Gesamtgewichts der Uhr.

10K Gold Filled Gehäuse
Containergehäuse 10k Gold filled

Merkmale:

  • Sehr robuste Schicht, oft 50–100 Mikron dick oder mehr
  • Deutlich abriebfester als einfache Vergoldung
  • Kennzeichnung meist: „1/20 10K GF“, „Gold Filled“
  • Hält Jahrzehnte bei guter Pflege
  • Wird eher bei amerikanischen oder hochwertigen Vintage-Uhren verwendet

Vergoldung mit 10–40 Mikron

Diese Form der Vergoldung ist eine galvanisch aufgetragene Schicht aus echtem Gold, typischerweise auf einem Messinggehäuse. Die Angabe „10 Mikron“, „20 Mikron“ oder „40 Mikron“ beschreibt die Stärke der Goldschicht in Millionstel Metern (μm).

Merkmale:

  • Reine Oberflächenbeschichtung, keine mechanische Verbindung
  • Günstiger in der Herstellung
  • Abnutzung bei regelmäßigem Tragen deutlich schneller sichtbar
  • Typische Kennzeichnung: „Plaqué Or 20 Microns“, „20M“ etc.
  • 40 Mikron gelten als hochwertige Vergoldung, 10 Mikron ist sehr dünn

Zusammenfassung im Vergleich:

EigenschaftGold FilledVergoldung (10–40 Mikron)
TechnikMechanisch verbunden (gewalzt)Galvanisch beschichtet
Goldanteil≥ 5 % des MetallgewichtsNur Oberfläche
Dicke der Goldschicht50–100+ Mikron (sehr langlebig)10–40 Mikron
AbriebfestigkeitHochMittel bis niedrig (je nach Mikron)
WiederverkaufswertHöher bei guter ErhaltungStark zustandsabhängig
Typisch fürAmerikanische & hochwertige UhrenMode-/Dressuhren aus Europa/Asien

Fazit für Sammler:

  • Gold Filled ist deutlich langlebiger und wertiger als normale Vergoldung – ideal für den Alltag und bei gesuchteren Vintage-Modellen.
  • Eine Vergoldung mit 30–40 Mikron kann gut aussehen, ist aber deutlich empfindlicher – wichtig ist hier vor allem der Erhaltungszustand.
  • Alles unter 20 Mikron ist eher dekorativ und zeigt oft schnell Abriebstellen – besonders an Krone, Hörnern und Rückseite.

Massive Goldgehäuse – klassisch, werthaltig, nicht immer stabil

Gehäuse aus massivem Gold stehen traditionell für Luxus und Prestige. In der Vintage-Welt sind sie vor allem bei Uhren aus den 1940er bis 1970er Jahren verbreitet, wobei sich die Goldlegierung (und damit auch die Farbe und Härte) stark unterscheiden kann. Am häufigsten findet man:

  • 8 Karat (333er Gold) – besonders in Deutschland und der Schweiz, günstiger, aber deutlich härter
  • 14 Karat (585er Gold) – ein guter Kompromiss zwischen Edelmetallgehalt und Alltagstauglichkeit
  • 18 Karat (750er Gold) – besonders weich, aber hochwertig, oft bei Luxusmarken wie Patek Philippe, Rolex, Audemars Piguet

Achtung: Nicht jedes massive Goldgehäuse ist gleich solide. Gerade in den 1950er bis 1970er Jahren wurden viele Uhren – z. B. vom uhrenbauer Chronographe Suisse – mit extrem dünnwandigen Goldgehäusen gefertigt, um Material zu sparen. Diese Modelle erkennt man teils daran, dass sich der Gehäuseboden mit leichtem Druck eindrücken lässt – daher der umgangssprachliche Begriff „Knackfrosch-Gehäuse“.

Auch die Hörner dieser Uhren sind oft innen hohl und neigen zu Dellen, Verformungen oder sogar Brüchen bei Sturz oder starker Beanspruchung. Solche Uhren wirken äußerlich wertvoll, sind aber mechanisch deutlich anfälliger als vollmassive Gehäuse mit stabiler Wandung.

Worauf man achten sollte:

  • Liegt eine klare Goldpunze vor? (z. B. 333, 585, 750 – meist auf der Innenseite des Gehäusedeckels oder zwischen den Hörnern)
  • Gibt es zusätzliche Schweizer Amtspunzen, wie das Eichhörnchen (für 14k), das Helvetia-Symbol (für 18k), oder bei französischen Uhren das Adlerkopfzeichen?
  • Ist das Gehäuse formstabil, oder zeigt es Dellen an den Hörnern, verbeulte Böden oder Schwächen an den Bandanstößen?
  • Wurden eventuell Elemente wie der Gehäusedeckel nachgefertigt oder ausgetauscht?

Hinweis für Sammler:
Ein echtes, vollmassives 14k- oder 18k-Goldgehäuse mit sauberer Punze und gutem Erhaltungszustand ist heute hoch begehrt – besonders, wenn es sich um Modelle handelt, bei denen Form, Bandanstöße und Übergänge zum Glasboden gut erhalten sind. Dagegen sind Knackfrosch-Gehäuse zwar historisch interessant, aus sammlerischer Sicht aber nur dann wertvoll, wenn sie original, vollständig und unbeschädigt erhalten sind – was selten ist.


Silbergehäuse

Halbmond und Krone bei einer Silbertaschenuhr

Gehäuse aus echtem Silber (meist 0,800 oder 0,925 Feinsilber) wurden besonders bei Taschenuhren und frühen Armbanduhren bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet. Sie gelten als klassische, hochwertige Alternative zu Gold und waren insbesondere im deutschsprachigen Raum weit verbreitet. Silbergehäuse sind oft elegant und authentisch gealtert, aber auch empfindlicher als Edelstahl oder vergoldete Varianten.

Silber ist ein weiches Edelmetall, das zwar langlebig, aber anfällig für Verformung, Abrieb und vor allem Oxidation (Anlaufen) ist. Ungepflegte Silbergehäuse können mit der Zeit dunkelgrau bis schwarz verfärben – bei sachgemäßer Reinigung entsteht jedoch oft eine schöne, charaktervolle Patina.

Worauf du achten solltest:

Punzen und Feingehaltsstempel prüfen:
Ein echtes Silbergehäuse trägt in der Regel eine gut erkennbare Punze – z. B. „0.800“, „0.925“, „Sterling“, oder einen Landesstempel (z. B. Halbmond/Krone in Deutschland, Minerva-Kopf in der Schweiz). Fehlt dieser Stempel, handelt es sich möglicherweise nicht um echtes Silber oder um eine spätere Umarbeitung.

0800 Silberpunze bei einer Taschenuhr

Oxidation und Korrosion:
Angegriffene Silbergehäuse zeigen oft Anlaufspuren (meist als schwarze Ränder oder Flecken), insbesondere an Bandanstößen, rund um die Krone oder auf der Rückseite. Das ist normal – kann aber bei tiefen Verfärbungen auf langanhaltende Feuchtigkeit oder aggressive Lagerung hinweisen.

Dellen und Materialermüdung:
Silber ist weicher als Edelstahl und deformiert bei Stößen leichter. Häufige Problemstellen sind die Hörner, die bei alten Uhren durch viele Bandwechsel oder Trageeinflüsse verbogen oder eingedrückt sein können.

Tipp:
Ein Silbergehäuse ist dann sammelwürdig, wenn es gleichmäßig gealtert, unverformt und klar punziert ist. Eine ehrliche Patina kann den Charme einer Uhr unterstreichen – zu starkes Polieren hingegen zerstört oft feine Details und Gravuren. Achte bei der Prüfung besonders auf die Bodeninnenseite, dort befinden sich häufig die wichtigsten Metallstempel und Uhrmacherzeichen.


PVD-beschichtete Gehäuse – modernere Beschichtung mit typischen Schwächen

PVD („Physical Vapor Deposition“) ist eine Beschichtungstechnologie, die seit den 1970er-Jahren zunehmend bei Uhrengehäusen eingesetzt wurde. Das Verfahren ermöglicht eine besonders harte, dünne und gleichmäßige Schicht – häufig in Schwarz, Anthrazit oder Dunkelgrau. Vor allem bei Militäruhren, taktischen Chronographen oder Designs wie Porsche Design by Orfina oder späten Heuer-Modellen wurde PVD oft verwendet.

Auch wenn PVD deutlich haltbarer ist als einfache Vergoldungen oder Verchromungen, hat die Beschichtung ihre Schwächen. Besonders bei Vintage-Modellen zeigt sich oft starker Abrieb an beanspruchten Stellen – etwa an den Hörnern, an der Krone oder rund um das Bandanstoß-System.

Was kritisch ist: Ist die Beschichtung einmal beschädigt, lässt sie sich kaum fachgerecht nachbessern. Unter der schwarzen Schicht kommt dann meist blanker Stahl zum Vorschein, was optisch stark auffällt. Noch schwieriger: Uhren mit nachträglich aufgebrachter PVD-Schicht sind für viele Sammler uninteressant, weil der Originalzustand nicht mehr rekonstruierbar ist.

Worauf man achten sollte:

  • Ist die PVD-Beschichtung noch gleichmäßig erhalten?
  • Gibt es blanke Stellen, die auf Abrieb hindeuten?
  • Wurde eventuell nachträglich beschichtet – und wenn ja, professionell oder dilettantisch?

Ein original erhaltenes PVD-Gehäuse mit authentischer, leicht patinierter Oberfläche ist heute selten und gefragt – stark beschädigte oder nachbeschichtete Varianten dagegen meist nur noch von geringem Sammlerwert.


Platingehäuse – selten, edel, diskret

Platin gehört zu den edelsten und langlebigsten Metallen, die im Uhrenbau verwendet werden – und gleichzeitig zu den seltensten. Nur wenige Vintage-Modelle, meist im oberen Luxussegment, wurden überhaupt mit einem Gehäuse aus massivem Platin gefertigt. Marken wie Patek Philippe, Vacheron Constantin, Cartier oder Audemars Piguet brachten vereinzelt Modelle mit Platingehäusen auf den Markt – oft nur in sehr kleinen Stückzahlen.

Optisch unterscheidet sich Platin nur subtil von Edelstahl: Es hat einen etwas dunkleren, „schwereren“ Glanz und eine samtige Tiefe, die Kenner sofort erkennen. Im Vergleich zu Gold ist Platin deutlich robuster, kratzfester und anlaufsicher – aber auch schwerer. Eine echte Platin-Uhr liegt spürbar massiv in der Hand.

Worauf man achten sollte:

  • Ist das Gehäuse tatsächlich aus massivem Platin oder nur plattiert? → Eine Punze („Pt950“, „Platine“, „Iridium Platine“) auf dem Gehäuseboden oder zwischen den Hörnern gibt Klarheit.
  • Sind die Flächen noch original erhalten oder wurde stark nachbearbeitet?
  • Gibt es Gravuren, die Echtheit und Herkunft belegen (z. B. Manufakturzeichen, Limitierungsnummern)?
  • Wurde das Gehäuse bereits geöffnet oder bearbeitet – und wenn ja, fachgerecht?

Besonderheit:
Da Platingehäuse meist in sehr kleinen Serien gefertigt wurden, ist die Originalität der Uhr besonders wichtig. Austauschgehäuse oder unklare Provenienzen können sich massiv auf den Sammlerwert auswirken.

Hinweis für Sammler:
Platin ist ein „leiser Luxus“ – dezent, aber eindrucksvoll. Wer ein originales Vintage-Platinmodell findet, das authentisch erhalten und unverbastelt ist, hält oft ein extrem seltenes und langfristig wertstabiles Stück Uhrengeschichte in Händen.


Kunststoffgehäuse – charmante Leichtgewichte mit klaren Grenzen

Kunststoffgehäuse nehmen im Bereich der Vintageuhren eine Sonderstellung ein. Sie waren nie als luxuriös gedacht, sondern zielten auf Funktionalität, Leichtigkeit und Kostenersparnis – häufig bei Sport- oder Militäruhren, bei modischen Modellen der 60er- und 70er-Jahre oder im Umfeld technischer Entwicklungen (z. B. bei frühen elektronischen und Quarzuhren). Marken wie Swatch, Lanco, Timex, Sicura oder Yema nutzten Kunststoff auch bewusst als Designmerkmal.

Obwohl Kunststoff nicht das Material erster Wahl für Sammler ist, gibt es Modelle, die wegen ihrer Historie, ihres Designs oder ihrer technischen Bedeutung durchaus sammelwürdig sind – etwa frühe Digitaluhren oder erste Automatikmodelle mit Glasfasermischgehäusen.

Typisch für Kunststoffgehäuse:

  • Sehr leichtes Gewicht, dadurch angenehmer Tragekomfort
  • Empfindlichkeit gegen Hitze, UV-Strahlung und Lösungsmittel
  • Keine Polierbarkeit – Kratzer oder matte Stellen bleiben dauerhaft sichtbar
  • Alterungserscheinungen wie Vergilbung, Rissbildung oder Spannungsbrüche

Worauf man achten sollte:

  • Ist das Gehäuse rissfrei, besonders an Bandanstößen oder um die Krone?
  • Sind die Drücker noch stabil befestigt, oder zeigen sich Spannungsrisse?
  • Hat sich das Material verfärbt (z. B. durch UV-Einwirkung)?
  • Gibt es Spannungsrisse oder Fragilität bei älteren Gehäusen?

Hinweis für Sammler:
Kunststoffgehäuse sind selten dauerhaft wertstabil – aber es gibt Ausnahmen. Bestimmte frühe Swatch-Modelle, spezielle Militäruhren (z. B. mit asymmetrischem Kunststoffgehäuse) oder Stücke mit technischer Innovation können interessant sein, wenn sie sich im komplett originalen, bruchfreien Zustand befinden.

Wichtig: Ersatzteile sind oft schwer zu finden – ein beschädigtes Kunststoffgehäuse kann schnell das Aus für eine Uhr bedeuten.


Steingehäuse – exotisch, extravagant, empfindlich

Steingehäuse sind eine echte Rarität im Uhrenbau – sowohl historisch als auch gestalterisch. In den 1980er-Jahren experimentierten einige Hersteller mit Materialien jenseits des Metallischen. Tissot war einer der Vorreiter und brachte unter dem Projektnamen „RockWatch“ eine Serie von Uhren mit Gehäusen aus echtem Naturstein (z. B. Granit, Marmor, Schiefer) auf den Markt.

Diese Gehäuse waren nicht nur auffällig, sondern auch ein Statement: Jede Uhr war durch die natürliche Maserung des Steins ein Unikat. Neben Tissot gab es auch einige kleinere Marken und Designhäuser, die mit Materialien wie Lava, Lapislazuli, Jaspis oder Onyx experimentierten – meist in limitierten oder kurzlebigen Serien.

So außergewöhnlich diese Uhren optisch sind, so anfällig sind sie leider in der Praxis. Stein ist ein sprödes, bruchempfindliches Material – und im Uhrenbau eher untypisch.

Worauf man achten sollte:

  • Gibt es Haarrisse, Absplitterungen oder Bruchlinien, besonders an Bandanstößen und rund um die Krone?
  • Wurde das Gehäuse jemals geklebt oder repariert?
  • Ist das Zifferblatt original und passgenau im Steingehäuse eingesetzt (→ Spannungen vermeiden)?
  • Liegt das originale Glas noch plan auf, oder gibt es Spaltbildungen?

Wichtig für Sammler:
Diese Uhren sind nicht für den Alltagsgebrauch gedacht – sie sind Sammlerobjekte oder Designikonen mit eingeschränkter Tragbarkeit. Ein Sturz oder Stoß kann das Gehäuse irreparabel zerstören. Ersatzgehäuse gibt es in der Regel nicht.

Besonderheit bei Tissot RockWatch & Co.:

  • Das Uhrwerk (meist Quarz) ist in eine Kunststoffhülse eingesetzt, die wiederum im Steinkörper fixiert ist.
  • Die Rückseite ist oft verschraubt oder eingeklebt – auch hier Vorsicht bei Service oder Batteriewechsel.

Hinweis für Sammler:
Unbeschädigte Exemplare mit originalem Band und Box sind gesucht – vor allem frühe Versionen mit ausgefallener Steinmaserung. Auch Modelle mit Gravuren oder Sondereditionen (z. B. Schweizer Granit mit Ortsbezug) sind interessant. Trotz technischer Einfachheit ist der Designwert hier entscheidend.


Keramikgehäuse – hart, kratzfest, aber nicht unverwundbar

Keramikgehäuse gelten als moderne Alternative zu Metall – elegant, technologisch anspruchsvoll und extrem widerstandsfähig gegen Kratzer. Im Vintage-Bereich sind sie selten, aber durchaus präsent: Allen voran die Marke Rado, die mit Modellen wie der Rado Diastar (ab den 1960er-Jahren) und später der Rado Integral und Ceramica den Werkstoff populär machte.

Frühere Keramikgehäuse bestanden meist aus Hartmetall-Mischungen oder Hightech-Keramik (Zirkoniumoxid) und waren oft in anthrazitgrau, schwarz oder metallisch glänzend gehalten. In der Uhrenindustrie war dies ein großer Innovationsschritt: Gehäuse, die selbst bei jahrelangem Tragen nahezu keine Kratzer bekommen – eine echte Seltenheit unter Vintage-Materialien.

Doch Keramik hat auch ihre Schattenseiten: Sie ist spröde. Ein heftiger Stoß, ein Sturz oder zu viel Druck auf einzelne Stellen (z. B. bei der Montage eines Armbands) können zu Brüchen oder Absplitterungen führen. Anders als Metall verformt sich Keramik nicht – sie bricht schlagartig.

Worauf man achten sollte:

  • Gibt es sichtbare Risse, Abplatzungen oder Haarrisse, besonders an den Bandanstößen?
  • Sind Kanten und Flächen noch scharf und gleichmäßig, oder zeigen sich matte Stellen oder Mikrobrüche?
  • Wurde die Keramik nachbearbeitet oder ersetzt (z. B. durch Teilreparaturen – meist schwer sichtbar)?

Besonderheit bei Rado & Co.:

  • Viele Modelle nutzen Keramik in Kombination mit Edelstahl-Inlays oder -Böden. Prüfe, ob diese Teile noch original verbunden sind.
  • Keramikelemente am Band (Glieder) können ebenfalls Risse aufweisen – das fällt oft erst bei genauer Betrachtung auf.
  • Einige Modelle wurden mit Saphirglas direkt auf Keramik verschmolzen – bei Schäden ist ein Ersatz nahezu unmöglich.

Hinweis für Sammler:
Unversehrte Vintage-Keramikuhren mit Originalband, Box und Papieren sind begehrt – vor allem frühe Ausgaben aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Da Ersatzteile selten sind, ist der Zustand beim Kauf entscheidend. Besser eine vollständig erhaltene, leicht getragene Uhr als ein beschädigtes Exemplar mit Sammlerfrust.


Geprüfte Dichtungen und Wasserdichtigkeit

Die Wasserdichtigkeit ist ein wichtiger Aspekt bei Vintage-Uhren. Auch wenn viele ältere Modelle als „wasserdicht“ oder „spritzwassergeschützt“ gelten, bedeutet das nicht, dass sie dies auch heute noch sind. Dichtungen können mit der Zeit altern und ihre Schutzfunktion verlieren.

Worauf du achten solltest:

  • Dichtungen: Die Dichtungen, die für die Wasserdichtigkeit sorgen, sind oft aus Gummi oder Kunststoff und können mit der Zeit spröde werden oder brechen. Wenn du eine Vintage-Uhr kaufst, die als „wasserdicht“ beworben wird, sollte der Verkäufer angeben können, dass die Dichtungen entweder original sind und noch gut funktionieren oder dass sie kürzlich ersetzt wurden.
  • Wasserschäden: Uhren mit sichtbaren Wasserschäden wie Flecken auf dem Zifferblatt oder Rost auf dem Gehäuseboden sollten gemieden werden, da Wasserschäden oft zu irreversiblen Schäden an der Uhr führen.

Tipp: Wenn du eine Vintage-Uhr mit „Wasserdichtigkeit“ in Erwägung ziehst, solltest du sicherstellen, dass die Dichtungen überprüft und gegebenenfalls erneuert wurden, um potenzielle Schäden zu vermeiden.


Gehäuseboden und Seriennummer

Der Gehäuseboden einer Vintage-Uhr ist ein weiteres wichtiges Detail, das du bei der Bewertung beachten solltest. Der Zustand des Gehäusebodens gibt Aufschluss darüber, wie die Uhr behandelt wurde, und kann oft Hinweise auf die Authentizität und Herkunft der Uhr geben.

Worauf du achten solltest:

  • Seriennummer und Modellnummer: Die Seriennummer und Modellnummer sind häufig auf dem Gehäuseboden eingraviert. Sie geben nicht nur Auskunft über die Authentizität der Uhr, sondern auch über das Produktionsdatum und die Modellreihe. Achte darauf, dass diese Nummern klar und nicht abgegriffen oder nachträglich verändert wurden.
  • Gehäusebodenverzierungen: Uhren von Herstellern wie Rolex oder Omega haben oft aufwendige Verzierungen oder Markierungen auf ihren Gehäuseböden, die nicht nur zur Authentizität beitragen, sondern auch den Wert beeinflussen können. Achte darauf, dass diese Markierungen unversehrt sind.
  • Glasboden: Es kam äußerst selten vor, dass Vintage-Uhren von „Haus aus“ über einen Glasboden bzw. einen Gehäuseboden verfügten, durch den man hindurchsehen kann, Es ist also gut möglich, dass der Vorbesitzer dies nachträglich machen hat lassen. In jedem Fall ist hier Vorsicht geboten!

Tipp: Überprüfe die Seriennummer und Modellnummer auf einer Uhren-Datenbank-Webseite oder bei einem Fachmann, um die Authentizität zu verifizieren.


Krone und Drücker

Die Krone (der kleine Drehknopf zum Aufziehen und Einstellen der Uhr) und die Drücker (bei Chronographen) sind oft anfällig für Beschädigungen. Diese Teile sind entscheidend für die Funktionalität und das Gesamtbild der Uhr.

Worauf du achten solltest:

  • Originalität der Krone und Drücker: Wie beim Gehäuse ist auch hier die Originalität entscheidend. Uhren mit nachträglich ersetzten Kronen oder Drückern verlieren an Wert, da sie nicht mehr der ursprünglichen Optik und Funktion entsprechen.
  • Verschleiß und Beschädigung: Überprüfe, ob die Krone und Drücker intakt sind. Bei Chronographen sollte die Drückerfunktion einwandfrei funktionieren, und die Krone sollte nicht locker oder beschädigt sein.

Tipp: Wenn die Krone oder Drücker beschädigt oder nicht original sind, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die Uhr überholt oder repariert wurde, was den Wert mindern könnte.

Das Uhrwerk ist die Seele jeder mechanischen Uhr – es bestimmt nicht nur die Funktion, sondern oft auch den Sammlerwert. Besonders bei Vintage-Uhren kann das Werk darüber entscheiden, ob man es mit einem begehrten Original oder mit einem „Frankenstein“ zu tun hat: einer Uhr aus zusammengewürfelten oder ersetzten Teilen.


Gravuren

Der Gehäuseboden einer Vintage-Uhr ist mehr als nur Verschluss – er ist ein Informationsspeicher, der viel über Herkunft, Originalität, Servicehistorie und manchmal sogar über die Seltenheit einer Uhr verrät.
Hier finden sich Herstellermarkierungen, Referenznummern, Seriennummern, Goldpunzen, amtliche Prüfzeichen – und häufig auch sogenannte Uhrmacherzeichen, handschriftlich eingeritzte Kürzel früherer Servicearbeiten.

Wer eine Vintage-Uhr prüft, sollte den Gehäuseboden deshalb unbedingt genau inspizieren – innen wie außen.


Gravuren auf der Außenseite – Modell, Hersteller, Referenz

Viele Vintage-Uhren tragen auf der Außenseite des Gehäusebodens (manchmal auch an der Innenseite der Hörner) eingeprägte Informationen:

  • Modellbezeichnung oder Referenznummer
    → z. B. „165.024“ bei Omega Seamaster 300
  • Herstellername oder Logo
    → z. B. „ROLEX OYSTER“, „ZENITH“, „LONGINES FAB. SUISSE“
  • Materialangaben
    → z. B. „Stainless Steel“, „Plaqué Or 20 Microns“, „14K Gold“
  • Seriennummer (seltener auf dem Boden, meist auf der Gehäuseflanke)
  • Spezielle Hinweise oder Zertifizierungen
    → „Waterproof“, „Antimagnetic“, „Incabloc“, „Shock-Resistant“

Wichtig: Die Gravuren sollten:

  • gleichmäßig tief, zentriert und scharf sein
  • nicht überpoliert (bei starkem Tragen oft teils oder ganz abgerieben)
  • zur bekannten Typografie und Logogestaltung der Marke und Epoche passen

❗ Achtung bei nachgemachten Gehäusen:
Falsche Gravuren sind oft zu grob, mit unpassender Schriftart oder im Laser-/Tiefengravur-Stil, der für die Epoche untypisch ist.


Gravuren auf der Innenseite – Werktyp, Goldpunzen, Herstellercodes

Besonders aussagekräftig sind die Gravuren auf der Innenseite des Bodens. Diese sieht man nur bei geöffnetem Gehäuse – und sie sind besonders wichtig zur Authentifizierung.

Typische Inhalte:

  • Markenlogo und Werknummer
    → z. B. „OMEGA WATCH CO | FAB. SUISSE | SWISS MADE“
  • Gehäusenummer oder Seriennummer
  • Metallkennzeichnung:
    • „ACIER INOXYDABLE“ für Edelstahl
    • „14K“, „18K“, „0.750“, „0.585“ für Gold
    • „0.925“ für Silber
  • Goldpunzen und nationale Prüfzeichen
    • z. B. Eichhörnchen (Schweiz 14k), Hundekopf (18k), Krone (UK), Punze mit Feingehaltszahl

Wichtig für Sammler:
Bei Goldgehäusen bestätigen die Punzen nicht nur das Material, sondern auch die Echtheit des Gehäuses – besonders relevant, wenn Zifferblatt und Werk zu einem begehrten Modell gehören, das aber im falschen Gehäuse sitzt.


Uhrmacherzeichen – Service-Historie in Geheimschrift

Uhrmacher gravierten oder ritzten früher – oft mit einer feinen Nadel – bei jedem Service ein Uhrmacherzeichen in die Innenseite des Gehäusebodens. Diese bestehen meist aus Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und Kürzeln, z. B.:

  • „4/86 HB“ → Vierter Service im April 1986 durch Uhrmacher HB
  • „12.93/RS“ → Dezember 1993, Uhrmacher mit Initialen RS
  • „XVII•78 K“ → ggf. interne Codierung einer Werkstatt

Was du daraus ablesen kannst:

  • Wie oft wurde die Uhr gewartet?
  • Wann fand der letzte dokumentierte Service statt?
  • Wurde die Uhr regelmäßig gepflegt oder jahrzehntelang ignoriert?

Achtung:
Uhrmacherzeichen sind keine offizielle Dokumentation – sie geben Anhaltspunkte, sind aber nicht standardisiert. Auch Markenwerkstätten haben meist andere, diskretere Servicekennzeichnungen.


Was sollte NICHT auf dem Boden stehen?

Es gibt auch Gravuren, die nicht original sind – und den Sammlerwert senken können:

  • Personalisierungen oder Widmungen, z. B. „Für Ernst zum 40.“ – historisch interessant, aber wertmindernd für viele Sammler (außer bei prominenter Herkunft). Ich habe für mich entschieden, dass solche Gravuren für mich kein „No-Go“ sind und freue mich darüber, dass die Vintage-Uhr über die Gravur eine Geschichte zu erzählen vermag.
  • Später nachträglich eingravierte Logos oder Seriennummern (→ meist Fälschungen)
  • Fantasiegravuren bei Replika-Böden (z. B. bei „Homage“-Modellen)

Bei militärischen Uhren (z. B. „Broad Arrow“-Markierungen bei britischen Uhren) oder spezialisierten Modellen (Railmaster, Bundeswehrchronographen) sind Gravuren hingegen oft besonders sammelwürdig – aber auch häufig gefälscht.


Uhrwerk

Ein Uhrwerk muss nicht nur intakt sein – sondern zum Gehäuse passen, vollständig original sein und in angemessenem Zustand vorliegen. Je nach Marke, Modell und Baujahr gelten hier unterschiedliche Maßstäbe – aber einige Grundregeln gelten immer.

Ist das Werk original zum Gehäuse? (Matching Movement)

Einer der wichtigsten Punkte für Sammler: Ist das Werk tatsächlich das, was ursprünglich in dieses Modell gehörte? Gerade bei älteren Uhren ist es nicht selten, dass Werke getauscht, modifiziert oder „angepasst“ wurden.

Worauf du achten solltest:

  • Entspricht das Werk dem richtigen Kaliber für die Referenznummer der Uhr?
  • Gibt es seriennummernbezogene Übereinstimmungen? → Bei Marken wie Rolex, Omega, Longines etc. ist oft belegbar, welches Werk zu welcher Seriennummer gehört.
  • Wurde das Werk evtl. nachträglich eingebaut? → Schleifspuren, Klebereste, schiefe Werkhalterungen oder falsche Werksschrauben können Hinweise sein.

Ein Werk, das zwar funktioniert, aber nicht zur Referenz passt, kann den Sammlerwert deutlich senken – selbst bei Top-Zustand.


Markierungen, Gravuren und Kaliberbezeichnungen prüfen

Ein originales Werk ist immer signiert – in der Regel mit:

  • Herstellername oder Logo
  • Kaliberbezeichnung (z. B. „Omega 552“, „Valjoux 7733“, „ETA 2783“)
  • Teilweise mit Seriennummer
  • Bei Chronometern: Zusatzgravuren wie „Adjusted“, „Chronometer“, Prüfstempel

Worauf du achten solltest:

  • Ist die Gravur klar und sauber? → Unscharfe Gravuren deuten auf Fälschungen oder Repliken hin.
  • Passt das Kaliber zur Zeigeranordnung und zu den Funktionen der Uhr?
  • Sind die Brücken und Platinen einheitlich gefärbt und bearbeitet, oder wirken sie zusammengestellt?

Tipp: Bei besonders gefragten Kalibern (z. B. Valjoux 72, Lemania 321, Longines 13ZN) lohnt ein Abgleich mit Sammlerdatenbanken und Vergleichsbildern – viele Fälschungen kursieren in teils professioneller Machart.


Werkzustand – sauber, vollständig, funktional?

Auch ein originales Werk verliert an Wert, wenn es beschädigt, oxidiert oder verschmutzt ist. Eine Sichtprüfung – sofern der Gehäuseboden geöffnet ist oder ein Sichtboden existiert – kann dir viel verraten.

Worauf du achten solltest:

  • Gibt es Verfärbungen, Grünspan, Rost oder Schmutz im Werk?
  • Wirken Schrauben verrundet, überdreht oder beschädigt?
  • Fehlen sichtbare Teile (z. B. Rücker, Schrauben, Unruhkloben)?
  • Dreht die Unruh bei leichtem Anstoß frei und gleichmäßig?

Achtung: Ein Werk kann sauber aussehen, aber technisch verschlissen sein – hier hilft nur ein Testlauf oder ein Zeitwaagenprotokoll (s. Kapitel Ganggenauigkeit).


Service- oder Austauschspuren erkennen

Nicht jeder Eingriff ist schlecht – aber er sollte fachgerecht und nachvollziehbar sein. Werkreparaturen oder Revisionen hinterlassen meist Spuren, die du richtig einordnen solltest:

  • Sind Ersatzteile sichtbar markenfremd (z. B. Rotor mit anderem Logo)?
  • Wurden die Werkhalteschrauben oder der Werkhaltering durch „Falsche“ ersetzt?
  • Gibt es Spuren von Nachbearbeitung, Politur, Kleber oder Lack im Werkbereich?

Hinweis: Werktausch ist bei manchen Marken akzeptiert – z. B. bei Omega, wenn es dokumentiert ist. Bei anderen Marken (z. B. Patek, Rolex) führt ein Werktausch zu erheblichem Wertverlust.


Besonderheiten bei Automatik- und Chronographenwerken

Bei Automatikwerken:

  • Sitzt der Rotor fest? → Kein Lagerspiel!
  • Dreht er sich ruhig und frei, ohne Schleifen?
  • Gibt es Mahlen, Rattern oder Unwucht?

Bei Chronographenwerken:

  • Funktionieren Start, Stopp und Nullstellung reibungslos?
  • Springt der Chrono-Zeiger exakt auf Null zurück?
  • Bewegt sich der Minutenzähler mit jedem Durchlauf korrekt mit?
  • Sitzen alle Drücker fest und ohne Spiel?

Chronographenwerke (z. B. Valjoux, Lemania, Landeron) sind technisch anspruchsvoller – Reparaturen sind teurer, Ersatzteile seltener. Ein funktionierendes Originalwerk ist hier Gold wert.


Werktypen & Kaliber – was ist besonders sammelwürdig?

Einige Kaliber gelten als Meilensteine der Uhrengeschichte – sie sind nicht nur technisch hochwertig, sondern auch historisch bedeutend:

  • Valjoux 72: Dreiregistriger Chronograph, verwendet in Rolex Daytona, Heuer etc.
  • Lemania 2310 / Omega 321: Handaufzug-Chrono, bekannt aus der Moonwatch
  • Longines 13ZN / 30CH: Klassiker mit Flyback-Funktion
  • IWC Kaliber 89: Dauerläufer, fein regulierbar
  • ETA 2783 / 2824 / 2892: Standardwerke, aber zuverlässig und gut wartbar

Tipp: Auch Kaliber, die selten in Serie gebaut wurden oder bei Kleinserienherstellern auftauchten, können sammelwürdig sein – z. B. frühe Felsa Bidynator-Automatikwerke oder Mikro-Rotor-Konstruktionen (z. B. bei Universal Genève Polerouter).


Das Werk entscheidet über Technik, Originalität und Sammlerwert

Das Werk ist nicht sichtbar beim Tragen – aber für Sammler oft das wichtigste Bauteil überhaupt.
Eine originale, saubere, funktionstüchtige Werksausstattung ist der Schlüssel zu einer wertstabilen Vintage-Uhr.

Kaliberidentifikation

Das Kaliber ist die Bezeichnung des Uhrwerks – quasi der „Typname“ des technischen Innenlebens. Für Sammler ist es ein zentrales Kriterium: Es gibt Aufschluss über den Ursprung, die technischen Merkmale, die zeitliche Einordnung und nicht zuletzt über die Authentizität der Uhr.

Ein falsch eingesetztes oder ausgetauschtes Kaliber, ein nicht dokumentierter Umbau oder ein „nahe liegender, aber falscher“ Werktyp kann den Sammlerwert drastisch senken. Wer sich auskennt, kann hingegen gezielt nach begehrten Kalibern suchen oder Manipulationen entlarven.


Was ist ein Kaliber? – Begriff und Bedeutung

Ein Kaliber ist die spezifische Bezeichnung für ein Uhrwerkmodell. Es ist vergleichbar mit einer Motornummer beim Auto: Zwei Uhren können äußerlich gleich aussehen, aber ganz unterschiedliche Kaliber besitzen – und entsprechend unterschiedlich funktionieren oder bewertet werden.

Die Kaliberbezeichnung umfasst meist:

  • Werkshersteller (z. B. ETA, Valjoux, AS, Lemania, Felsa, Longines etc.)
  • Kalibernummer (z. B. ETA 2824-2, Valjoux 7733, Omega 552, Peseux 7001)
  • Bei Manufakturwerken manchmal zusätzliche Spezifikationen wie „Chronometer“, „Top Grade“ oder „Adjusted“

Wo findet man die Kaliberbezeichnung?

In fast allen Fällen ist die Kalibernummer auf dem Werk selbst vermerkt – meist auf der Werkplatte, manchmal auf einer Brücke oder unter dem Rotor (bei Automatikuhren).

So gehst du vor:

  • Gehäuseboden öffnen lassen (nur vom Uhrmacher oder mit passendem Werkzeug!)
  • Werk freilegen, ggf. Rotor abschwenken
  • Lupe oder Makrofoto verwenden – Gravuren sind oft klein und bei älteren Werken schwach ausgeprägt

Hinweis: Bei manchen Marken (z. B. Rolex) ist das Kaliber nicht direkt ersichtlich – dort helfen Referenznummern, Werkarchivierung oder Werkspezialisten bei der Zuordnung.


Abgleich mit Referenzlisten – ist das Werk korrekt für das Modell?

Ein zentrales Element der Kaliberidentifikation ist der Abgleich: Passt das Werk zum Gehäuse, zum Modell, zur Referenznummer?

Was du brauchst:

  • Die Referenznummer der Uhr
  • Die Kaliberbezeichnung auf dem Werk
  • Zugang zu zuverlässigen Quellen:
    → Markenarchive (z. B. Omega Vintage Database)
    → Sammlerforen
    → Fachliteratur (Rössler, Mondani, Fratello, Watchuseek, Ranfft)
    → Kaliberverzeichnisse und Werkdatenbanken (z. B. Ranfft.de, Watch-Wiki)

Beispiel:
Eine Omega Seamaster 300 Ref. 165.024 sollte ein Kaliber 552 besitzen. Findet sich stattdessen ein Kaliber 1481, liegt entweder ein Umbau oder ein Fehler vor – mit klarer Auswirkung auf Sammlerwert und Authentizität.


Original, Ableitung oder Fremdwerk?

Viele Hersteller – besonders in den 1950er–1970er Jahren – verwendeten zugekaufte Rohwerke (sogenannte Ébauches) und modifizierten diese:

  • ETA war und ist der größte Werkslieferant
  • Valjoux bei Chronographen (z. B. Valjoux 7733, 7750)
  • Lemania (z. B. in Omega Speedmaster)
  • AS, Felsa, Durowe bei vielen deutschen Marken

Beachte:

  • Ein Werk kann „original“ sein, auch wenn es nicht vom Gehäusehersteller stammt
  • Wichtig ist, dass es werkspezifisch dokumentiert und korrekt signiert ist
  • Werk mit falschem Logo, falscher Nummer oder ohne Signatur = Warnsignal

Typische Warnsignale bei fragwürdigen Kalibern

Ein Blick ins Werk kann vieles entlarven. Achte auf:

  • Kaliber ohne Markenlogo oder mit entferntem Logo
  • Unsaubere Gravuren oder offensichtlich nachträgliche Nummerierungen
  • Werk passt mechanisch nicht perfekt ins Gehäuse → zu viel Spiel, unsauberer Sitz
  • Rotor schleift oder sitzt schief (bei Automatik)
  • Falsche Zeigerstellung zum Werk (z. B. Datum sitzt nicht korrekt, Zeigerachse zu hoch)

Achtung bei Umbauten: Manchmal wird ein ähnliches Kaliber ausgetauscht, das mechanisch passt – aber historisch nicht korrekt ist (z. B. ETA 2824 statt 2783). Für Träger meist funktional kein Problem – für Sammler aber kritisch.


Besonders gesuchte Kaliber – Beispiele aus der Praxis

Gesuchte Vintage-Kaliber:

  • Valjoux 72 – legendärer Chronograph, u. a. in Rolex Daytona
  • Lemania 321 – Moonwatch-Kaliber der ersten Speedmaster-Generationen
  • Longines 13ZN – Flyback-Chronograph mit Manufakturcharakter
  • Peseux 260 – Chronometer-Kaliber, selten und feinreguliert
  • AS 1130 – „Wehrmachtswerk“, robust und geschichtlich bedeutend
  • IWC Kal. 89 – extrem langlebiges Werk, beliebt in Militäruhren
  • Universal Genève Mikro-Rotor-Kaliber (z. B. 215) – technisch wie optisch reizvoll

Besonderheit bei umbenannten Werken

Viele Marken benannten ihre Werke um, obwohl sie auf ETA-, Felsa- oder anderen Basen beruhten. Das ist legitim – solange das Werk entsprechend signiert und dokumentiert ist.

Beispiele:

  • Tissot 2481 = ETA 2783
  • Heuer Cal. 12 = modifiziertes Büren-Basiswerk mit Chronomodul
  • Certina 25-65 = eigener Aufbau, aber ähnlich zu ETA-Kalibern

Kaliberidentifikation ist Grundwissen für jeden Sammler

Wer das Kaliber richtig erkennt, hat einen zentralen Schlüssel zur Echtheit und zum Wert einer Uhr in der Hand. Nicht jede Uhr mit funktionierendem Werk ist sammelwürdig – aber jedes originale, passende Kaliber in gutem Zustand ist ein solides Fundament für ein wertstabiles Stück Uhrengeschichte.

Lünette einer Vintage-Uhr

Die Lünette – der Ring rund um das Glas – ist eines der markantesten und funktionalsten Gestaltungselemente vieler Armbanduhren. Bei Vintage-Uhren ist sie nicht nur optisches Merkmal, sondern auch technisches Bauteil, das häufig stark beansprucht wurde. Ob Taucheruhr, Flieger, Chronograph oder Dresswatch – die Lünette sagt viel über den Zustand, die Originalität und manchmal sogar den Wert einer Uhr aus.

Doch genau wie Glas, Zeiger oder Zifferblatt ist auch die Lünette oft von Tausch, Verschleiß oder Restaurierung betroffen – und nicht jede sichtbare Lünette ist auch die, mit der die Uhr einst ausgeliefert wurde.


Originalität – ist die Lünette noch die richtige?

Die Form, Farbe, Skalierung und das Material der Lünette sind bei den meisten Modellen modell- und referenzspezifisch. Eine falsche, später montierte oder nachgemachte Lünette kann den Charakter – und Wert – einer Vintage-Uhr stark verändern.

Worauf du achten solltest:

  • Passt die Skalierung (z. B. Minuten, Tachymeter, Stunden) zur Modellreihe?
  • Stimmt das Design (z. B. „Pepsi“-Farbverlauf, Schwarz/Silber, Stahlskala)?
  • Ist die Lünette drehbar, obwohl sie ursprünglich fest war – oder umgekehrt?
  • Wurde eine ursprünglich drehbare Lünette fixiert (z. B. bei beschädigtem Mechanismus)?

Tipp: Achte besonders auf Sammlermodelle mit typischer Lünette, z. B. Rolex Submariner, Omega Seamaster, Heuer Autavia oder Speedmaster. Hier ist die korrekte Lünette entscheidend für Originalität und Marktwert.


Typen und Funktion – was wurde verbaut?

Nicht jede Lünette ist gleich – es gibt unterschiedliche Typen mit jeweils eigener Funktion:

  • Drehbare Lünetten (einseitig oder beidseitig): Z. B. bei Taucheruhren (Submariner, Fifty Fathoms), GMT-Uhren (Explorer II, GMT-Master), Fliegeruhren (z. B. Breguet Type XX)
  • Feste Skalenlünetten: Z. B. Tachymeter (Speedmaster), Telemetrie, Pulsationsskala bei Chronographen
  • Schmuck- oder Designlünetten: Oft glatt, gerändelt, gerippt oder diamantiert – z. B. bei Dresswatches (Omega Constellation, Patek Calatrava)

Wichtig: Die Lünette muss nicht nur optisch passen, sondern funktional zum Uhrentyp. Eine falsch ersetzte oder stillgelegte Lünette kann ein Hinweis auf Umbauten oder Defekte sein.


Material – Aluminium, Stahl, Bakelit, Acryl, Keramik

Je nach Ära und Modell kamen unterschiedliche Materialien zum Einsatz – jedes mit seinen Eigenheiten und Alterungsspuren.

Aluminium-Inlays (z. B. frühe Rolex, Tudor, Seiko):

  • Klassisch, leicht
  • Altert schön mit Ausbleichung („Faded“)
    – Empfindlich gegen Kratzer, Druckstellen, Abnutzung

Bakelit (z. B. frühe Rolex GMT-Master 6542):

  • Historisch bedeutend
  • Sehr selten
    – Extrem bruchanfällig
    – Oft ersetzt durch moderne Replik-Inlays

Acryl- oder Plexi-Inlays (z. B. frühe Blancpain Fifty Fathoms, DOXA):

  • Typisch für 50er/60er-Taucheruhren
    – Reißt oder springt bei starker Belastung
    – Original schwer zu finden

Edelstahl oder Messing:

  • Oft feststehende Lünetten bei Dresswatches
  • Robust, kann poliert werden
    – Gefahr der Überpolitur (Verlust der ursprünglichen Form)

Keramik (bei Neo-Vintage-Modellen ab 2000er):

  • Kratzfest, langlebig
    – Nicht original für echte Vintage-Uhren
    – Hinweis auf Austausch bei älteren Modellen

Zustand – zwischen Patina und Problem

Lünetten altern – und das ist oft erwünscht. Besonders bei Aluminium- und Bakelit-Lünetten kann eine gleichmäßige Patina den Reiz einer Uhr erhöhen. Doch es gilt, zwischen ehrlicher Alterung und Schäden zu unterscheiden.

Worauf du achten solltest:

  • Sind Zahlen, Skalen und Markierungen noch klar lesbar?
  • Gibt es starke Kratzer, Dellen oder Abplatzungen?
  • Hat sich die Lünette verzogen oder sitzt sie locker?
  • Funktioniert die Drehrichtung (bei Tauchlünette nur gegen den Uhrzeigersinn)?

Ein seltener Lünetteinsatz mit schöner Ausbleichung („Ghost“ oder „Tropical“ Look) ist heute besonders begehrt – aber nur dann, wenn er original und nicht künstlich gealtert ist.


Lünette verloren, ersetzt oder nachgemacht?

Gerade bei alten Sportuhren ist die Lünette oft der erste Teil, der ersetzt wurde – entweder durch Originalersatz, durch Replika oder durch ein gänzlich anderes Bauteil.

Wichtige Prüfpunkte:

  • Ist das Inlay geklebt, lose oder verrutscht?
  • Sitzt die Lünette gerade und fest?
  • Stimmt die Farbe? (z. B. ist eine „blaue Pepsi“-Lünette bei einer reinen GMT-Referenz historisch korrekt?)
  • Gibt es Hinweise auf Nachfertigung (falscher Font, untypische Farben, fehlerhafte Skala)?

Tipp: Bei hochpreisigen Modellen lohnt der Blick auf Referenzvergleiche – selbst kleine Abweichungen (Zifferntyp, Dreieckform, Minutenmarker) können Original und Replika unterscheiden.


Die Lünette – mehr als nur Zierde

Die Lünette ist bei vielen Vintage-Uhren ein eigenständiges Sammlerelement.
Ob sportlicher Zeitmesser oder elegante Dresswatch – eine originale, gut erhaltene Lünette macht oft den Unterschied zwischen Durchschnitt und Highlight. Wer hier genau hinschaut, erkennt nicht nur Qualität, sondern vermeidet auch Fehlkäufe.


Zeiger

Die Zeiger – scheinbar kleine Details – sind in Wirklichkeit ein zentraler Bestandteil der Vintage-Uhr. Sie gehören zur Identität des Modells, definieren dessen Erscheinungsbild maßgeblich mit und sind in ihrer Form, Länge, Farbe und Füllung oft streng modellbezogen. Für Sammler ist daher klar: Originale Zeiger erhöhen den Wert, falsche senken ihn massiv.

Im Vergleich zum Werk oder Gehäuse sind Zeiger bei Service-Arbeiten schnell ersetzt – und genau das macht sie zum kritischen Prüfpunkt beim Uhrenkauf. Besonders bei Vintage-Modellen wurde im Laufe der Jahrzehnte oft getauscht, ergänzt oder sogar falsch rekonstruiert.

Hier erfährst du, worauf du achten solltest, um beim Kauf keine Kompromisse einzugehen.


Originalität – Form, Länge, Stil

Jede Marke – und oft jedes Modell – hat seine eigenen charakteristischen Zeigerformen. Sie müssen in Proportion und Design exakt zum Zifferblatt und Gehäuse passen. Die wichtigsten Kriterien:

  • Form: Sind es Dauphine-, Alpha-, Lollipop-, Baton-, Schwert- oder Blattzeiger? Stimmen sie mit der Modellreihe überein?
  • Länge: Der Minutenzeiger sollte exakt den Minutenkreis erreichen, der Stundenzeiger auf die Indizes weisen. Ein zu kurzer oder zu langer Zeiger ist ein deutliches Warnsignal.
  • Zweite Zeitzone oder Chronographenzeiger: Auch diese sollten das korrekte Design haben (z. B. Pfeilform, Lollipop, spitz oder stumpf).

Hinweis für Sammler:
Oft werden Zeiger aus anderen Modellen oder späteren Serien eingesetzt, die technisch „passen“, aber optisch oder historisch nicht korrekt sind – sogenannte Service-Zeiger. Diese erkennt man an leichten Abweichungen in Schliff, Winkel oder Fase.


Leuchtmasse – stimmig zur Leuchtmasse des Zifferblatts?

Ein besonders heikler Punkt bei Vintage-Uhren ist die Leuchtmasse. Sie wurde oft bei Servicearbeiten ersetzt – meist ohne Rücksicht auf historische Authentizität.

Worauf du achten solltest:

  • Sind Zeiger und Zifferblatt gleichmäßig gealtert?
  • Haben beide die gleiche Farbe (z. B. warmes Creme, bräunlich, grünlich)?
  • Wirkt die Leuchtmasse körnig, bröselig oder glatt?
  • Leuchtet sie unter UV-Licht stark (→ möglicherweise Super-Luminova, nicht original bei älteren Modellen)?

Tritium-Zeiger z. B. verlieren über die Jahre ihre Leuchtkraft und dunkeln sichtbar nach. Wenn ein Blatt mit schöner Patina kombiniert ist mit leuchtenden, neuwertigen Zeigern, ist das fast immer ein Hinweis auf Austausch.

Anmerkung: Mir persönlich ist das Relume, also das neu aufbringen von Leuchtmasse lieber, als wenn die Leuchtmasse bei Zifferblatt und Zeigern fehlt oder teilweise nicht mehr vorhanden ist. Es ist allerdings darauf zu achten, dass der Farbton getroffen wird und stimmig zum Gesamteindruck der Uhr ist.


Zustand – vorsicht bei Korrosion, Nachlackierung oder falscher Geometrie

Zeiger können rosten, sich verfärben oder durch unsachgemäße Reinigung verformen. Auch unsaubere Nachlackierungen oder nachträglich aufgetragene Leuchtmasse sind kritisch zu beurteilen.

Worauf man genau achten sollte:

  • Gibt es Rost oder Verfärbungen, besonders in der Nähe der Achsbohrung?
  • Sind Zeigerspitzen beschädigt oder verbogen?
  • Wurden die Zeiger nachlackiert (erkennbar an verlaufener Farbe, Glanz oder Farbabweichungen)?
  • Zeigt die Fase (die geschliffene Kante) den originalen Schliffwinkel – oder ist sie abgestumpft?

Tipp: Gerade bei frühen Chronographen ist es wichtig, die Funktion der Chrono-Zeiger zu prüfen – sie dürfen nicht lose sitzen, springen oder sich von der Nullstellung verschieben.


Zeigerachsen und Zeigerzentrierung

Bei vielen Vintage-Uhren sieht man Spuren von Reparaturarbeiten rund um das Zeigerzentrum. Diese können harmlos – oder ein Warnsignal sein.

Achte auf:

  • Kratzer am Zentrum (durch unvorsichtige Zeigermontage)
  • Nicht zentrierte Zeiger, die beim Stellen schleifen oder „eiern“
  • Unterschiedliche Höhenebenen, besonders bei zentraler Sekunde und Minutenzeiger → sie sollten sich nicht berühren oder blockieren

Wenn die Zeiger beim Einstellen leicht schleifen, können sie sich bei weiterem Betrieb lösen – was oft zum Stehenbleiben oder Verklemmen der Uhr führt.


Besondere Zeiger-Designs – sammelwürdig oder ausgetauscht?

Manche Vintage-Modelle haben ikonische Zeigerformen, die zum Markenzeichen geworden sind:

  • „Lollipop“-Sekundenzeiger (z. B. frühe Submariner)
  • Paddle-Zeiger bei frühen Omega Chronostop
  • Snowflake-Zeiger bei Tudor
  • Orange GMT-Zeiger bei Explorer II „Freccione“
  • Big Eye-Zeiger bei Chronographen

Wenn solche Zeiger fehlen oder durch Standardzeiger ersetzt wurden, verliert die Uhr stark an Authentizität und Reiz. Auch hier gilt: Austausch ist nicht gleich schlecht – aber nur dann akzeptabel, wenn er mit Originalteilen erfolgt ist und dokumentiert werden kann.


Fazit: Kleine Details mit großer Wirkung

Zeiger sind nicht nur funktional – sie sind ein wesentliches Stilmerkmal jeder Uhr.
Ein passendes, originales Zeigerspiel in gutem Erhaltungszustand erhöht den Wert deiner Vintage-Uhr deutlich. Ein nicht passendes, falsch gealtertes oder ungeschickt repariertes kann das schönste Gehäuse und Werk entwerten.

Zifferblatt

Das Zifferblatt ist das Gesicht jeder Uhr – es prägt nicht nur das Design, sondern ist bei Vintage-Modellen oft der wichtigste Faktor für den Sammlerwert. Während Werke und Gehäuse bei vielen Uhren austauschbar oder reparierbar sind, ist das originale Zifferblatt häufig einmalig – und im Zweifel nicht ersetzbar.

Gerade bei älteren Uhren sind die Zifferblätter oft von Alterung gezeichnet – doch genau das macht den Reiz aus. Entscheidend ist jedoch: Wie ist gealtert worden?
Denn nicht jede Patina ist wertsteigernd – und nicht jedes „schöne“ Blatt ist auch original.

Hier erfährst du, worauf du beim Zifferblatt einer Vintage-Uhr achten solltest, um Fehlkäufe zu vermeiden und echte Sammlerstücke zu erkennen.


Originalität – das wichtigste Kriterium

Ein Zifferblatt kann restauriert, ersetzt oder komplett neu bedruckt worden sein – und oft passiert das ohne klare Hinweise. Für Sammler ist jedoch fast immer das Originalzifferblatt im unrestaurierten Zustand am wertvollsten.

Worauf du achten solltest:

  • Stimmen Logo, Schriftart und Aufdrucke mit dokumentierten Originalen überein? (z. B. korrekte Position von „Swiss Made“, Serifen, Abstände)
  • Wirkt der Druck scharf, klar und fein – oder verschwommen und unpräzise?
  • Sind Ziffern, Indizes und Logos in passender Weise appliziert oder gedruckt? (z. B. bei Omega, Longines oder Rolex)
  • Weist das Zifferblatt keine typischen Restaurierungsfehler auf, wie falsche Schriftzüge, unpassende Leuchtmasse oder unnatürlich gleichmäßige Oberfläche?

Ein neu bedrucktes oder ersetztes Blatt senkt in fast allen Fällen den Sammlerwert – selbst wenn die Uhr optisch „besser“ aussieht.


Alterung und Patina – schön oder problematisch?

Vintage-Zifferblätter zeigen fast immer Alterung – und das ist nicht negativ. Im Gegenteil: Eine gleichmäßige, authentische Patina kann die Uhr besonders reizvoll machen. Entscheidend ist, ob die Alterung natürlich und stimmig wirkt.

Positive Alterungszeichen:

  • Tropical Dials: Schwarze Blätter, die durch UV-Einfluss warmbraun geworden sind – besonders beliebt bei Rolex, Omega, Heuer.
  • Leicht vergilbte Leuchtmasse (Tritium oder Radium) an Zeigern und Indizes – wenn sie gleichmäßig gealtert ist.
  • Feine Flecken oder Körnung, die das Blatt lebendig wirken lassen, aber nicht stören oder unruhig wirken.

Problematische Alterung:

  • Wasserflecken, Rost oder matte Stellen, die auf Feuchtigkeit im Gehäuse hindeuten
  • Abgeplatzte Farbe, besonders bei lackierten oder bedruckten Blättern (z. B. frühe Seiko oder Tissot)
  • Fremdmaterial aufgetragen, um Alterung zu kaschieren – z. B. neue Leuchtmasse oder Klarlack

Leuchtmasse – Tritium, Radium oder Luminova?

Die Art der Leuchtmasse verrät viel über das Alter und die Echtheit eines Zifferblatts. Besonders bei Uhren von vor ca. 1995 war Tritium oder Radium der Standard – gut erkennbar an Farbton und Verhalten.

Woran du Leuchtmasse erkennst:

  • Tritium (meist 1960er–1990er): Matt cremefarben bis bräunlich, leicht spröde. Oft markiert mit „T SWISS T“ oder „T<25“.
  • Radium (bis ca. 1960): Sehr stark gealtert, oft grünlich-gelb, bröselig, unter UV stark reaktiv. Achtung: radioaktiv.
  • Super-Luminova (ab ca. 1995): Leuchtet heute noch sehr stark. In Vintage-Uhren meist ein Hinweis auf spätere Ersetzung.

Achte auf:

  • Farbgleichheit zwischen Leuchtpunkten auf dem Blatt und den Zeigern
  • Keine leuchtstarken Punkte bei Tritium-Uhren
  • Keine nachträglich aufgetragene Leuchtmasse mit grober Textur

Passung zu Zeigern, Gehäuse und Werk

Ein echtes Zifferblatt sollte nicht nur für sich stimmig wirken – sondern auch im Kontext mit dem Rest der Uhr. Besonders Frankenwatches – also Uhren aus zusammengewürfelten Originalteilen – erkennt man an der Unstimmigkeit zwischen Blatt, Zeigern, Gehäuse und Werk.

Checkliste:

  • Passt das Zifferblatt zu Referenznummer und Kaliber?
  • Stimmen Farbe und Länge der Zeiger zum Layout des Blattes?
  • Gibt es Kratzer oder Spuren um die Zeigerachsen oder Kalenderfenster (Hinweis auf Bastelarbeiten)?
  • Ist das Datum korrekt zentriert und vom Fenster vollständig sichtbar?

Seltene Varianten und Sammlerstücke

Manche Zifferblätter sind besonders begehrt – z. B. durch seltene Aufdrucke, fehlerhafte Serien, militärische Abzeichen oder Hersteller-Kooperationen.

Beispiele:

  • „Explorer Dial“ bei Rolex Submariner
  • „Big Eye“ Chronographen-Zifferblätter
  • Händler-Signaturen wie „Tiffany & Co.“, „Cartier“, „Türler“ oder „Meister“ auf dem Blatt
  • Übergangsmodelle mit gemischten Schriftzügen oder Logoformen

Bei solchen Stücken ist besondere Vorsicht geboten – sie sind nicht nur selten, sondern auch oft Ziel von Fälschungen oder Umbauten.


Das Zifferblatt entscheidet oft über alles

Ein originales, gut gealtertes Zifferblatt ist bei einer Vintage-Uhr oft mehr wert als Werk oder Gehäuse.
Achte beim Kauf immer auf:

  • Originalität vor Schönheit
  • Patina statt Perfektion
  • Stimmigkeit im Gesamtbild

Wenn du dir unsicher bist: Vergleich mit Archivbildern, Sammlerseiten oder Referenzkatalogen lohnt sich – ein geschultes Auge spart auf Dauer bares Geld.

Indizes

Die Indizes – also die Stundenmarkierungen auf dem Zifferblatt – wirken auf den ersten Blick wie ein untergeordnetes Detail. Doch für den geübten Blick eines Sammlers sind sie ein wichtiger Prüfpunkt, der viel über die Echtheit, den Zustand und den Sammlerwert einer Vintage-Uhr aussagt.

Indizes sind nicht nur funktionale Elemente zur Zeitanzeige, sondern integraler Bestandteil des Designs und oft mit technischen Merkmalen verbunden – etwa mit Leuchtmasse oder Applikationstechnik. Sie können aufgedruckt, appliziert, genietet oder direkt ins Blatt eingraviert sein – und jede Variante hat ihre Eigenheiten und potenziellen Schwachstellen.


Originalität – Form, Material und Stil

Indizes variieren stark je nach Epoche, Hersteller, Modell und sogar Ausführung innerhalb einer Serie. Sie müssen zum Zifferblatt, zur Zeigerform und zur allgemeinen Designsprache der Uhr passen. Gerade bei nachträglich restaurierten oder gefälschten Zifferblättern fallen Indizes häufig als erstes aus dem Rahmen.

Worauf du achten solltest:

  • Passen Form und Größe der Indizes zum Referenzmodell?
  • Ist die Ausführung stimmig? → Gedruckt, appliziert, genietet, aufgesetzt?
  • Sind spezielle Indextypen (z. B. facettierte, gerillte, Leuchtindizes) korrekt ausgeführt?
  • Wirken die Indizes präzise gesetzt, zentriert und gleichmäßig?

Achtung bei Restaurierungen:
Wurden Indizes bei einer Zifferblattüberarbeitung entfernt und wieder aufgesetzt, ist das meist sichtbar – oft sitzen sie dann nicht mehr exakt gerade, sind leicht versetzt oder haben sichtbare Klebespuren.


Alterung und Patina – erlaubt, aber stimmig

Indizes altern wie das Zifferblatt – und ihre Alterung sollte mit dem Rest harmonieren. Ob die Indizes bedruckt oder aufgesetzt sind, macht dabei einen großen Unterschied.

Aufgedruckte Indizes (z. B. bei sportlichen Modellen oder bei militärischen Uhren) können mit der Zeit verblassen, ungleichmäßig wirken oder in feuchten Bedingungen verlaufen sein. Hier gilt:

  • Sind die Drucke noch scharf und vollständig?
  • Gibt es Abrieb, besonders bei 3, 6, 9, 12?
  • Ist der Druck noch gleichmäßig und symmetrisch?

Applizierte Indizes (z. B. bei Dresswatches, Chronographen) altern ebenfalls, oft zeigen sie:

  • Leichte Anlaufspuren, matte Stellen oder Korrosion
  • Oxidationsränder auf hellen Zifferblättern
  • Verfärbungen durch Feuchtigkeitseintritt (häufig bei schlecht abgedichteten Gehäusen)

In Maßen ist diese Patina authentisch und sogar gewünscht – aber sie muss zum Gesamtbild passen. Ein perfekt weißes Zifferblatt mit grünlich oxidierten Indizes ist ein Warnsignal.


Leuchtpunkte und Leuchtindizes – tritiumtypisch oder zu neu?

Viele Vintage-Uhren, besonders aus den 1950er bis 1980er Jahren, verfügen über Leuchtpunkte auf den Indizes – entweder in Form kleiner Tritiumtupfer, eingefasst in Metallrahmen oder als Teil eines massiven Leuchtbalkens.

Worauf du achten solltest:

  • Sind alle Leuchtpunkte noch vorhanden? (Verlust = Werteinbuße)
  • Ist die Farbe der Leuchtmasse stimmig zu den Zeigern?
  • Wirkt die Alterung natürlich (z. B. beige, gräulich, bröselig) – oder unnatürlich weiß oder grün?

Nachträglich erneuerte Leuchtmasse ist ein häufiger Makel. Oft wurde sie mit modernen Materialien (Super-Luminova) ersetzt – diese leuchtet heute noch stark, was bei Tritium oder Radium nicht mehr der Fall ist.

Tipp:
Ein einfacher UV-Test hilft: Originale Tritium-Leuchtmasse leuchtet nur kurz schwach auf – moderne nachgearbeitete Indizes zeigen grelles, langanhaltendes Leuchten.


Position und Ausrichtung – kleine Fehler, große Wirkung

Gerade bei aufgesetzten Indizes ist die Positionierung entscheidend. Unsauber montierte Indizes oder unsymmetrische Abstände deuten auf nachträgliche Arbeiten oder unprofessionelle Restaurierung hin.

Prüfen:

  • Sind alle Indizes exakt zentriert und gleichmäßig zur Mitte ausgerichtet?
  • Sitzen die Indizes auf dem Höhenring bündig oder wirken sie schief?
  • Gibt es Klebereste, Unregelmäßigkeiten, abfallende Winkel?

Ein klassisches Beispiel: Bei vielen „frankensteinisierten“ Vintage-Uhren sitzen die Indizes minimal versetzt oder unterschiedlich hoch – das wirkt auf den ersten Blick nur „komisch“, ist aber ein klares Indiz für Manipulation.


Besondere Varianten – wertvoll oder getrickst?

Einige Vintage-Modelle besitzen besondere oder limitierte Indexdesigns, die den Sammlerwert stark steigern können – aber auch häufig gefälscht oder manipuliert werden.

Beispiele:

  • „Punkt über 90“ (Dot over 90) bei frühen Speedmaster-Tachymeter-Lünetten, korrespondiert mit Indexdesign
  • Dreieckindizes bei Militäruhren (z. B. bei IWC, Vertex, Longines „Dirty Dozen“)
  • Kontrastfarbige oder bemalte Indizes bei exotischen Chronographen der 1970er

Wichtig:
Belegbare Referenzen, Seriennummern und Modellvergleiche sind bei solchen Uhren Pflicht. Wer hier auf vermeintliche Seltenheit ohne Nachweis setzt, läuft Gefahr, auf modifizierte oder nachgemachte Varianten hereinzufallen.


Die Indizes sagen mehr als man denkt

Ob appliziert oder gedruckt, vergoldet oder fluoreszierend – Indizes verraten viel über Zustand, Echtheit und Qualität einer Vintage-Uhr. Für Sammler gilt: Je näher am Original, desto besser.

Funktion

Eine Vintage-Uhr kann noch so schön erhalten oder selten sein – wenn sie technisch nicht funktioniert oder innere Schäden aufweist, wird sie schnell zur kostspieligen Baustelle. Umso wichtiger ist es, vor dem Kauf nicht nur das Äußere zu prüfen, sondern sich auch ein möglichst genaues Bild vom technischen Zustand zu machen.

Bei Vintage-Uhren zählt nicht nur, dass sie läuft – sondern wie.
Die Funktionalität umfasst dabei mehrere Bereiche: Gangverhalten, Aufzug, Zeigerstellung, Komplikationen, Werkgeräusche – und Hinweise auf vergangene oder überfällige Servicearbeiten.


Läuft die Uhr überhaupt – und wie stabil?

Die einfachste, aber wichtigste Frage: Tickt die Uhr? Doch Vorsicht – „läuft“ bedeutet nicht automatisch, dass alles in Ordnung ist. Eine Uhr kann auch mit beschädigtem Werk oder viel zu schneller/langsamer Gang noch scheinbar funktionieren.

Worauf du achten solltest:

  • Läuft die Uhr nach dem Aufziehen (Handaufzug) oder nach kurzem Tragen (Automatik) sofort an?
  • Hält sie die Zeit über mehrere Stunden hinweg stabil?
  • Gibt es Aussetzer, Springen oder Ruckeln des Sekundenzeigers?
  • Wird die Uhr plötzlich schneller oder langsamer?

Tipp: Wenn möglich, sollte der Verkäufer eine einfache Gangkontrolle durchführen oder dokumentieren. Auch die Angabe, wie viele Sekunden pro Tag die Uhr abweicht, ist hilfreich. Werte zwischen –20 und +40 Sekunden/Tag sind je nach Kaliber und Alter noch tolerierbar, ideal sind ±10–15 Sekunden/Tag.


Aufzug – sauberer Lauf oder schwergängig?

Der Aufzugmechanismus ist oft ein guter Indikator für den Zustand des Werks – besonders bei Handaufzugswerken. Hier lässt sich beim Aufziehen viel „erfühlen“:

Bei Handaufzug:

  • Dreht sich die Krone weich, aber mit definierter Spannung?
  • Gibt es ungewöhnliche Reibung, Kratzen oder „Durchrutschen“?
  • Hört man ein metallisches Knacken (→ Hinweis auf defekte Zugfeder oder Aufzugsräder)?

Bei Automatik:

  • Dreht der Rotor (falls sichtbar) geräuscharm und gleichmäßig?
  • Spürt man beim Schütteln ein „Mahlgeräusch“ oder Schleifen (→ Lagerung des Rotors prüfen)?
  • Lässt sich die Uhr auch manuell aufziehen, sofern das Kaliber dies unterstützt?

Ein sehr leichter oder sehr schwergängiger Aufzug kann auf überholungsbedürftige Mechanik oder getauschte Teile hinweisen.


Zeigerstellung – reibungslos oder hakelig?

Beim Einstellen der Zeit (bzw. des Datums) sollten die Zeiger sanft und präzise gleiten. Achte besonders auf:

  • Gleichmäßigen Widerstand beim Drehen der Krone
  • Keine „Leerläufe“ oder verspätetes Mitziehen der Zeiger
  • Zentrierung auf den Index: Stehen der Stunden- und Minutenzeiger beim „vollen Schlag“ exakt aufeinander?
  • Rücklauf-Test: Wenn man die Zeiger zurückdreht, dürfen sie nicht „springen“ oder unkontrolliert laufen

Wenn der Zeigersatz zu locker sitzt oder sich auf der Achse verschiebt, ist eine Reparatur nötig – besonders bei zentralen Sekundenzeigern ein häufiges Problem.


Datumsfunktion und Schnellverstellung

Wenn die Uhr ein Datum oder Wochentag besitzt, muss geprüft werden, ob die Schaltung korrekt funktioniert:

  • Schaltet das Datum pünktlich um Mitternacht, oder verzögert/stottert es?
  • Lässt sich das Datum über die Krone schnellverstellen, sofern vorgesehen?
  • Gibt es dabei Kratzen, Springen oder Blockieren?

Vorsicht: Bei vielen Vintage-Kalibern darf die Schnellverstellung nicht zwischen ca. 21 und 3 Uhr genutzt werden – da das Datumsrad zu dieser Zeit „eingreift“. Erfolgt hier ein Test, kann es zu ernsthaften Schäden kommen. Im Zweifel: Funktion nur außerhalb dieses Zeitfensters prüfen.


Komplikationen – funktionieren sie zuverlässig?

Besitzt die Uhr weitere Funktionen, etwa einen Chronographen, Mondphase, GMT-Zeiger, Wecker oder Alarm, sollten diese gründlich getestet werden.

Beim Chronographen z. B.:

  • Startet der Sekundenzeiger flüssig?
  • Laufen Minuten- und Stunden-Zähler korrekt mit?
  • Lässt sich der Chrono sauber stoppen und zurückstellen?
  • Springen die Zeiger exakt auf „Null“, oder bleiben sie leicht versetzt stehen?

Chronographen mit nicht rückstellenden Zeigern oder springender Bewegung deuten auf Reparaturbedarf hin.
Gleiches gilt für Weckfunktionen, GMT-Zeiger (wenn nicht unabhängig verstellbar) oder retrograde Anzeigen.


Werkgeräusche und „Tagesform“

Ein erfahrener Uhrensammler hört am Ticken einer Uhr oft bereits, ob etwas nicht stimmt. Auch ohne Zeitwaage lohnt sich ein kurzer „Soundcheck“:

  • Klingt das Ticken gleichmäßig und rhythmisch, oder unruhig?
  • Gibt es metallische Schleifgeräusche, „Schnarren“ beim Rotor, oder ein Rasseln beim Aufziehen?
  • Verändert sich der Klang nach einiger Laufzeit?

Zudem wichtig: Viele Vintage-Uhren laufen nicht immer gleich – Temperatur, Lage, Erschütterung oder Trageverhalten wirken sich stärker aus als bei modernen Werken. Ein Kurztest über 10 Minuten sagt daher wenig aus – ideal ist ein Lauf über 12 bis 24 Stunden.


Service-Status und Gangreserve

Frage vor dem Kauf unbedingt:

  • Wurde das Werk kürzlich revidiert? (Mit Nachweis oder Rechnung?)
  • Ist bekannt, wann die letzte Ölung oder Reinigung erfolgte?
  • Wie lange hält die Uhr durch (Gangreserve bei Handaufzug = ca. 30–50 Stunden)?

Ein Werk, das ungeöffnet und trocken seit 20 Jahren lag, kann äußerlich gut aussehen – aber innerlich stark verharzt, verstaubt oder verschlissen sein. Wer auf lange Sicht Freude haben will, sollte regelmäßige Wartungskosten einplanen – oder auf bereits revidierte Stücke setzen.


Eine schöne Uhr nützt wenig, wenn sie nicht zuverlässig funktioniert

Die Technik hinter dem Zifferblatt ist das Herz jeder mechanischen Vintage-Uhr.
Wer nur aufs Äußere achtet, übersieht oft kostspielige Mängel im Werk – und kauft im schlimmsten Fall eine Uhr, die nicht tragbar ist oder teuer überholt werden muss.

Ganggenauigkeit

Die Ganggenauigkeit ist ein zentraler Aspekt bei jeder mechanischen Uhr – und besonders bei Vintage-Modellen ein Thema mit vielen Facetten. Anders als bei modernen Quarzuhren oder frischen Manufakturwerken ist bei Vintage-Stücken nicht absolute Präzision das Maß aller Dinge, sondern technische Gesundheit, Konstanz und das Verständnis für historische Toleranzen.

Eine perfekte Ganggenauigkeit ist bei alten Kalibern selten – aber eine verlässliche, gleichmäßige Zeitmessung ist sehr wohl möglich und auch wünschenswert. Dieser Abschnitt zeigt dir, worauf du vor dem Kauf achten solltest, um keine böse Überraschung zu erleben – und zu erkennen, wann ein Werk in gutem Zustand ist.


Verständnis für Gangabweichungen bei Vintage-Uhren

Zuerst: Gangabweichungen von ±15 bis ±30 Sekunden pro Tag sind bei gut gewarteten Vintage-Uhren völlig normal – je nach Kaliber, Werktyp, Lagerung und Lage. Selbst Modelle, die ehemals Chronometer-Standards erfüllten, können nach Jahrzehnten leicht außerhalb dieser Werte liegen, ohne direkt „defekt“ zu sein.

Typische Gangtoleranzen bei Vintage-Uhren:

  • Handaufzugswerke (50er–70er): –10 bis +30 s/Tag
  • Frühe Automatikwerke: –15 bis +40 s/Tag
  • Chronometer-zertifizierte Modelle: –4 bis +6 s/Tag (zum Zeitpunkt der Zertifizierung)
  • Uhren ohne Service seit Jahrzehnten: ±1–2 Minuten oder mehr

Wichtig: Eine größere Abweichung muss nicht gleich ein Schaden sein – aber sie weist oft auf Servicebedarf oder Regulierungsbedarf hin.


Gangverhalten im Alltag – konstant oder unregelmäßig?

Nicht nur die Abweichung selbst ist wichtig – sondern auch ihre Konstanz.
Eine Uhr, die jeden Tag um 20 Sekunden falsch geht, ist meist besser als eine, die heute –5, morgen +35 Sekunden läuft.

Darauf solltest du achten:

  • Ist die Abweichung täglich in etwa gleich hoch, oder stark schwankend?
  • Gibt es Phasen mit plötzlichem Stillstand oder Aussetzern?
  • Ändert sich das Gangverhalten je nach Lage der Uhr (z. B. liegend vs. stehend)?

Konstante Abweichung = gut regulierbar
Sprunghafte Abweichung = oft Anzeichen für Reibungsverlust, Unwucht oder Schmutz im Werk


Prüfung mit Zeitwaage – wenn möglich, nutzen

Die Zeitwaage (auch „Timing Machine“) ist ein präzises Werkzeug zur Messung von Gangabweichung, Amplitude und Schlagfrequenz. Seriöse Verkäufer oder Uhrmacher können damit oft auf Wunsch eine Messung durchführen oder das Ergebnis vorlegen.

Wichtige Messwerte:

  • Gangabweichung in Sekunden/Tag → möglichst unter ±30s
  • Amplitude (Winkel der Unruh-Bewegung):
    • Gute Werte: 270°–310°
    • Unter 220° = Service meist nötig
  • Beat Error (Schlagfehler):
    • Ideal: 0–0,6 ms
    • Ab 1,0 ms: Unwucht, falsche Lagerung oder Justierungsfehler

Tipp: Nicht jeder Verkäufer hat eine Zeitwaage – aber wenn er eine Uhr als „revidiert“ oder „technisch top“ anbietet, sollte eine Gangmessung kein Problem sein.


Laufdauer & Gangreserve – hält die Uhr durch?

Die Gangreserve ist ein wichtiger Hinweis auf den Zustand der Aufzugsmechanik und der Zugfeder.
Je nach Kaliber beträgt sie bei voll aufgezogener Uhr etwa:

  • Handaufzugswerke: 36–48 Stunden
  • Frühe Automatikwerke: 40–50 Stunden
  • Spezialmodelle (z. B. Valjoux 7750): bis zu 60 Stunden

Worauf du achten solltest:

  • Hält die Uhr über Nacht oder länger ihre Gangzeit durch?
  • Bleibt sie frühzeitig stehen, obwohl sie vollständig aufgezogen war?
  • Läuft sie zwar, verliert aber stark an Genauigkeit in der zweiten Tageshälfte?

Hinweis: Eine zu kurze Gangreserve kann auf eine ausgeleierte Feder, trockene Lager, hohen Reibungsverlust oder eine verharzte Hemmung hinweisen – in jedem Fall: ein Fall für den Uhrmacher.


Lageabhängigkeit und Temperaturverhalten

Alte Werke reagieren empfindlicher auf Veränderungen in Lage und Temperatur als moderne Konstruktionen. Eine Uhr, die am Handgelenk gut läuft, kann in der Schublade (Zifferblatt nach oben) deutlich langsamer oder schneller werden.

Darauf achten:

  • Wie ist das Gangverhalten liegend, stehend, am Arm?
  • Gibt es spürbare Unterschiede bei Kälte/Wärme?
  • Zeigt sich ein gleichmäßiger Rhythmus über verschiedene Positionen hinweg?

Starke Lageabweichungen deuten oft auf verschlissene Lager, unsymmetrische Unruh oder mangelnde Schmierung hin.


Was tun bei Abweichungen – und was ist tolerierbar?

Eine nicht perfekte Ganggenauigkeit ist bei Vintage-Uhren normal , wenn sie bei nicht mehr als +-40 Sekunden in 24 Stunden liegt. Entscheidend ist, ob die Uhr im Rahmen ihrer Möglichkeiten stabil läuft und ob sich eine Optimierung lohnt oder möglich ist.

Typische Ursachen für schlechte Gangwerte:

  • Lange kein Service → verharztes Öl, Staub, Reibung
  • Magnetisierung → z. B. durch Lautsprecher, Handys, Taschenverschlüsse
  • Erschütterungen/Schläge → Unruhlager beschädigt
  • Werk nicht richtig reguliert oder bereits „am Ende“

Lösungen:

  • Gangregulierung durch Uhrmacher → bei intaktem Werk oft schnell möglich
  • Komplettrevision → nötig bei starker Abweichung und/oder geringer Amplitude
  • Demagnetisierung → einfach, schnell und oft überraschend effektiv

Ganggenauigkeit ist wichtig – aber im Kontext betrachten

Eine Vintage-Uhr sollte keine atomgenaue Zeit liefern – aber sie sollte ein verlässlicher mechanischer Zeitmesser sein. Wer Uhren sammelt, weiß: Eine Uhr, die ihren Rhythmus hält und sauber läuft, macht auf Dauer mehr Freude als ein nervös tickender Problemfall.

Uhrenglas

Das Uhrenglas gehört zu den meistbeanspruchten Teilen einer Armbanduhr – es schützt das empfindliche Zifferblatt vor Staub, Feuchtigkeit und Beschädigungen, ist aber selbst oft der erste Bereich, an dem sich das Alter einer Vintage-Uhr zeigt.
Für Sammler ist das Glas nicht nur ein funktionales Bauteil, sondern ein integraler Bestandteil der Originalität und Ästhetik. Ein unpassendes oder beschädigtes Glas kann nicht nur das Aussehen verfälschen, sondern auch den Sammlerwert erheblich mindern.

In diesem Kapitel erfährst du, worauf du beim Uhrenglas einer Vintage-Uhr vor dem Kauf achten solltest – sowohl technisch als auch optisch.


Originalität – ist das Glas noch das richtige für dieses Modell?

Viele Hersteller verwendeten speziell gefertigte Gläser, die exakt zur Form des Gehäuses, zur Lünette und zur Art des Zifferblatts passten. Besonders bei ikonischen Modellen wurden Gläser mit charakteristischen Merkmalen eingesetzt:

  • Wölbung (flach, doppelt gewölbt, kuppelförmig)
  • Lupe über dem Datum (z. B. bei Rolex – korrekt als „Cyclops“ bezeichnet)
  • Innenliegende Spannringe, die Teil des Designs oder der Dichtung waren
  • Besondere Schliffe oder Facetten, z. B. bei Dresswatches der 50er- und 60er-Jahre

Worauf du achten solltest:

  • Hat das Glas die korrekte Form und Proportion für dieses Modell?
  • Sitzt es bündig und gleichmäßig im Gehäuse?
  • Wurde ein universelles Nachrüstglas eingesetzt, das zu flach oder zu gewölbt wirkt?

Tipp: Vergleiche mit Katalogbildern oder Original-Werbebroschüren (oft online verfügbar). Auch Referenzmodelle auf Auktionsseiten oder Foren helfen beim Abgleich.


Material – Plexiglas, Mineralglas oder Saphir?

Welches Material verbaut ist, hängt stark vom Baujahr, der Preisklasse und dem Uhrentyp ab. Die meisten Vintage-Uhren vor den 1980ern nutzen Plexiglas (Acryl). Ab den 70ern kam zunehmend Mineralglas zum Einsatz. Saphirglas war lange exklusiv den Luxussegmenten vorbehalten.

Plexiglas (Acryl):

  • Besonders häufig bei Vintage-Uhren
  • Bruchsicher, leicht, flexibel
  • Typisch gewölbte Formen, oft mit schöner Lichtbrechung
  • Kann bei Kratzern poliert werden (z. B. mit Polywatch)
    – Kratzt leichter als andere Materialien
    – Vergilbt oder trübt mit dem Alter
    – Anfällig für Spannungsrisse

Mineralglas

  • Härter als Plexi, weniger anfällig für Kratzer
    – Bruchanfällig bei Stößen
    – Bei Sprüngen irreparabel, muss ersetzt werden
    – Meist nicht original für Uhren vor ca. 1970

Saphirglas:

  • Extrem kratzfest
  • Glasklar, keine optischen Verzerrungen
    – Nicht original für die meisten Vintage-Uhren
    – Kann bei Spannung brechen
    – Oft Hinweis auf spätere Nachrüstung

Achtung: Ein Saphirglas an einer Uhr aus den 50er–70er Jahren ist fast immer nachgerüstet – und damit aus Sammlersicht kritisch zu bewerten.


Zustand – Kratzer, Risse, Trübungen

Das Uhrenglas sollte nicht nur original sein – es sollte auch in einem Zustand sein, der zur Uhr passt. Leichte Kratzer sind bei Plexiglas normal, bei Mineral- oder Saphirglas ein Hinweis auf stärkere Belastung oder Fremdeingriffe.

Typische Schäden und ihre Bedeutung:

  • Oberflächliche Kratzer: Bei Plexi meist harmlos, gut polierbar
  • Tiefe Riefen, Schlieren: Hinweise auf harten Gebrauch oder falsche Reinigung
  • Trübung, Vergilbung: Besonders bei alten Plexigläsern – altersbedingt, aber störend
  • Spannungsrisse: Oft rund um die Kanten sichtbar – entstehen durch unsachgemäßen Einbau
  • Sprünge: Bei Mineralglas irreparabel, sofortiger Austausch nötig

Tipp: Leuchte seitlich mit einer Taschenlampe über das Glas – so werden Kratzer, Risse und Spannungen besonders gut sichtbar.


Funktionale Prüfung – schützt das Glas noch zuverlässig?

Das Glas hat nicht nur eine ästhetische Aufgabe, sondern schützt das Innere der Uhr. Bei schlecht sitzendem oder beschädigtem Glas besteht das Risiko, dass Feuchtigkeit, Staub oder Luftfeuchtigkeit ins Gehäuse gelangen – mit möglicherweise verheerenden Folgen für Zifferblatt und Werk.

Darauf achten:

  • Liegt das Glas dicht und gleichmäßig an der Lünette oder im Gehäuserand?
  • Gibt es Spaltmaße, unter die sich ein Haar oder ein Papierstreifen schieben lässt?
  • Hat das Glas Spiel oder lässt es sich mit leichtem Druck eindrücken (besonders bei Plexi)?

Ein korrekt eingesetztes Glas darf nicht locker sitzen – selbst bei Druck.


Sonderformen – seltene Gläser und ihr Einfluss auf den Wert

Manche Vintage-Modelle besitzen besonders geformte oder bearbeitete Gläser, die zu ihrem sammlerischen Reiz beitragen – und oft schwer oder gar nicht mehr als Originalteil erhältlich sind.

Beispiele:

  • Bienenwabenförmige Plexigläser bei frühen Seiko oder Citizen
  • „Box-Domed“-Gläser mit steil abfallender Wölbung (z. B. bei Omega Constellation Pie Pan)
  • Mineralgläser mit Innenfacetten, die Licht in bestimmter Weise brechen
  • Original-Rolex-Plexigläser mit winziger Krone in der Mitte bei 6 Uhr (Lasergravur ab ca. 2002 – nicht Vintage, aber wichtig bei Modellen mit getauschtem Glas)

Ein Ersatz dieser Gläser durch Universalteile kann den Look – und den Wert – stark verändern.


Das Glas ist mehr als nur Schutz – es ist Teil des Charakters

Das Uhrenglas ist für viele Käufer nur „das Ding oben drauf“ – doch Sammler wissen: Es ist integraler Bestandteil des Designs und der Echtheit.
Ob Plexi oder Mineral, plan oder gewölbt, mit oder ohne Lupe – das Glas muss zum Gesamtbild der Uhr passen. Originalität, Zustand und Material sagen viel über die Historie und Pflege der Uhr aus.

Original-Armband

Das Armband ist oft das erste Teil einer Uhr, das ersetzt wird – und gerade deshalb ist ein originales Band bei Vintage-Uhren ein echtes Sammlerkriterium. Auch wenn es technisch leicht zu tauschen ist, besitzt ein originales Band aus der Zeit der Auslieferung nicht nur hohen ästhetischen, sondern auch wertsteigernden Charakter.

Besonders bei bekannten Marken oder gefragten Modellen (z. B. Rolex, Omega, Heuer, Zenith, Longines, IWC) können bestimmte Bänder, Schließen oder Gliederdesigns den Preis einer Uhr deutlich beeinflussen. Auch Zubehör wie Endlinks, Schließenprägungen und Etiketten gehören dazu.


Original oder später ersetzt – woran erkenne ich das?

Viele Uhren wurden im Lauf der Jahrzehnte mit Lederbändern oder generischen Metallbändern bestückt – doch originale Bänder lassen sich oft identifizieren.

Worauf du achten solltest:

  • Ist das Band mit dem Logo der Marke versehen (z. B. Omega, Rolex, Heuer etc.)?
  • Befinden sich Prägungen, Referenznummern oder Herstellerstempel auf der Innenseite der Schließe oder den Bandgliedern?
  • Sind die Endlinks (Übergang zwischen Gehäuse und Band) passgenau und zur Uhr gehörig?
  • Ist die Länge noch vollständig, oder wurden Glieder entfernt und nicht mitgeliefert?

Beispielhafte Prägungen:

  • Rolex: Schließenreferenz (z. B. 6251H), Datums-Code (z. B. „A“ für 1976), „Swiss Made“ Gravur, passende Endlinks (z. B. 580)
  • Omega: Armbandnummern wie 1171, 1035, 1506, oft mit „No.12“ oder Herstellerkennzeichnung (z. B. „OMEGA | STAINLESS STEEL | SWISS MADE“)

2. Bandtypen – Metall, Leder, Tropic, Mesh

Je nach Modell und Bauzeit wurden unterschiedliche Bandarten verbaut – und auch hier gilt: Stimmigkeit zur Uhr ist entscheidend.

Metallarmbänder

  • Meist mit Modellnummer und Herstellerprägung
  • Oft aus Edelstahl, manchmal vergoldet oder in Bi-Color
  • Gefertigt von Herstellern wie Gay Frères, Novavit, JB Champion (auch für Heuer, Longines, Omega etc.)

Achte auf: Dehnung/ Stretch (ausgeleierte Glieder), unpassende Endlinks, getauschte Schließen, falsches Branding

Lederarmbänder

  • Oft mit geprägtem Markenlogo oder Modellhinweis auf der Rückseite
  • In Vintage-Zustand selten gut erhalten
  • Originale Dorn- oder Faltschließen teils separat gestempelt

Originale Lederbänder sind heute extrem rar – oft spröde, aber sammelwürdig, wenn vollständig.

Tropic-/Gummiarmbänder

  • Besonders bei Vintage-Tauchern (z. B. Blancpain, DOXA, Certina) beliebt
  • Tropic-Star, Tropic Sport = original vintage Markenbänder
  • Flexibel, perforiert, meist mit eingeprägtem Schriftzug

Achte auf: Risse, Brüche, Klebestellen – originale Tropic-Bänder werden zunehmend selten und teuer.

Mesh-/Milanese-Bänder

  • Beliebt bei Dresswatches, z. B. Omega Constellation, Tissot, Junghans
  • Originalbänder haben oft spezielle Endstücke oder Gravuren

Zustand und Erhaltungsgrad

Ein originales Band ist nur dann wertsteigernd, wenn es auch funktionsfähig und präsentabel ist. Folgende Punkte sind beim Zustand wichtig:

  • Stretch (Dehnung): Besonders bei Nieten- oder Falzgliedern können die Bänder „ausgelutscht“ sein – erkennbar am Durchhängen.
  • Korrosion: Insbesondere bei vergoldeten oder verchromten Bändern – grünlicher Belag, matte Stellen oder Abplatzer
  • Verschlissene Schließen: Lasche oder schief schließende Faltschließen mindern den Tragekomfort und ggf. die Sicherheit
  • Nicht originale Schließen: z. B. Omega-Uhr mit generischer Dornschließe – für manche Sammler inakzeptabel

Ersatzglieder und Zubehör – wertvoller als man denkt

Originale Zubehörteile wie:

  • zusätzliche Bandglieder
  • originale Schließen

Beispiel: Bei einer frühen Speedmaster Professional mit 1039-Band und originaler 516-Endlinks kann allein das Band mehrere Tausend Euro wert sein.


Gefälschte Armbänder – oft übersehen, aber riskant

Gerade bei Rolex, Omega oder Heuer kursieren nachgemachte Armbänder, die mit Logos, Schließenprägungen und Endlinks kaum von echten zu unterscheiden sind.

Achte auf:

  • Unscharfe Gravuren, falsche Schriftarten
  • Zu leichtes Gewicht, zu dünnes Material
  • Unpassende Endlinks, schlecht entgratete Kanten
  • Fehlende Fertigungsdetails, wie Datumsstempel oder Codierungen

Wenn du unsicher bist: Vergleiche mit Bildern aus Foren, Archiven oder Katalogen – oder frag bei erfahrenen Sammlern nach.


Ein originales Armband ist kein Beiwerk – es ist Teil des Originals

Wer ein originales Armband findet – ganz gleich, ob aus Stahl, Leder oder Tropic – besitzt nicht nur ein Stück Technikgeschichte, sondern ein entscheidendes Detail, das Authentizität, Wert und Wirkung einer Vintage-Uhr komplettiert.

Bei modernen Uhren ist das sogenannte „Full Set“ – also Uhr, Box, Papiere, Hangtags und Rechnung – oft ein Muss für Käufer. Im Vintage-Bereich dagegen ist das anders: Bei Uhren, die 30, 50 oder mehr Jahre alt sind, ist das Zubehör selten vollständig erhalten – und auch nicht zwingend erforderlich, um eine Uhr als sammelwürdig zu betrachten.

Trotzdem kann Originalzubehör ein Pluspunkt sein: Es verleiht einer Uhr zusätzliche Authentizität, gibt Einblick in ihre Geschichte – und kann im Einzelfall auch den Wert steigern. Wichtig ist aber: Nicht das Zubehör macht die Uhr – sondern umgekehrt.


Original-Box und Papiere

Die Originalbox ist bei vielen Vintage-Uhren heute selten vorhanden, da sie früher oft direkt entsorgt oder im Alltag beschädigt wurde. In der Regel waren die Boxen schlicht gestaltet, oft aus Pappe, Leder, Holz oder Kunststoff – und nicht auf Jahrzehnte angelegt.

Worauf du achten kannst (aber nicht musst):

  • Stimmt das Design der Box mit dem Baujahr der Uhr überein?
  • Ist ein Logo oder Markenname vorhanden?
  • Gibt es Aufkleber mit Serien- oder Referenznummer?

Tipp: Boxen können bei Bedarf nachgekauft werden – allerdings sind viele „originale Vintage-Boxen“ auf dem Zweitmarkt entweder unpassend, nachgemacht oder überteuert.


Hangtags – kleine Details mit Seltenheitswert

Hangtags sind die kleinen Papp- oder Kunststoffetiketten, die beim Verkauf an der Uhr oder am Band befestigt waren – oft mit:

  • Referenznummer
  • Preisangabe (z. B. in DM, CHF, USD)
  • Markenlogo

Sie sind bei Vintage-Stücken fast nie erhalten, aber wenn sie es sind, können sie für Sammler von großem Interesse sein – besonders bei sehr gesuchten Modellen.

Wichtig: Hangtags allein sind kein Echtheitsbeweis, können aber gut zu einer vollständigen Präsentation beitragen.


Garantieheft & Garantiekarte – dokumentierte Herkunft

Ein originales Garantieheft oder eine gestempelte Garantiekarte kann viel über die Geschichte einer Uhr aussagen:

  • Wann und wo wurde sie verkauft?
  • Wer war der Erstkäufer oder Konzessionär?
  • Ist das Heft auf die Seriennummer der Uhr ausgestellt?

Achtung: Nicht jede Karte oder jedes Heft gehört automatisch zur angebotenen Uhr. Achte auf:

  • Übereinstimmung der Seriennummern
  • Händlereintrag oder Stempel mit plausiblen Datum
  • Keine offensichtlichen Fälschungen (Laserkopien, modern nachgedruckte Karten)

Anleitungen & Bedienungshefte – historisch interessant, aber kein Muss

Originale Bedienungsanleitungen oder Broschüren sind oft ein netter Bonus – etwa bei Chronographen oder Uhren mit besonderen Komplikationen. Sie können zeigen, wie die Uhr ursprünglich gedacht war oder welche Funktionen damals beworben wurden.

Bei sehr frühen Modellen (z. B. 1940er–1960er) ist das fast nie erhalten.
Bei späteren Modellen (1970er–1990er) sind Bedienungshefte etwas häufiger, aber oft auch modellübergreifend – also nicht individuell zur Uhr.


Revisionsbelege und Servicehistorie – echtes Plus für Sammler

Servicebelege sind oft das wertvollste Zubehör überhaupt – denn sie geben Auskunft über:

  • Wann wurde die Uhr gewartet?
  • Was wurde gemacht (Werkreinigung, Teiletausch etc.)?
  • Wurde sie bei der Marke selbst oder einem freien Uhrmacher überholt?

Vorteil: Eine dokumentierte Wartung kann helfen, den technischen Zustand realistisch einzuschätzen – gerade bei hochpreisigen Modellen (z. B. Vintage-Chronographen, Golduhren oder seltenen Kalibern) kann das relevant für die Kaufentscheidung sein.

Wichtig: Nicht jeder fehlende Beleg ist ein Ausschlusskriterium – aber ein sauber dokumentierter Service kann Vertrauen schaffen.


Meine Meinung als Sammler – Zubehör ist kein Muss

Gerade bei Vintage-Uhren aus den 1940er bis 1970er Jahren ist es absolut normal, dass kein Zubehör mehr vorhanden ist. Viele Käufer warfen Box und Papiere weg, trugen die Uhr über Jahrzehnte, ließen sie ohne große Dokumentation warten – und verkauften sie später „pur“.

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